Eignet sich Goldgranulat als Anlageobjekt?

Es gibt viel zu beachten bei Kauf, Verkauf und Lagerung der Pellets

Gold gilt als wertvollstes Edelmetall, das in Form von Münzen oder Barren bei Anlegern und Sammlern beliebt ist. Es dient zum langfristigen Vermögensaufbau, als Inflationsschutz oder zur Diversifizierung mit anderen Investmentklassen. Weniger bekannt ist jedoch Goldgranulat als Anlageprodukt. Da es sehr eng am aktuellen Goldpreis gehandelt wird, denken viele Investoren über einen Kauf nach. Doch eignen sich die Goldklümpchen tatsächlich zur Geldanlage? Welche Vor- und Nachteile bietet Granulat und wie kann es gelagert werden?

Wissenswert ist zunächst, dass Goldgranulat im Grunde ein Vorprodukt ist, das von Prägestätten, Scheideanstalten, Goldschmieden oder auch in der Medizinindustrie verarbeitet wird. Anders als Goldmünzen und Goldbarren wird es somit nicht vorrangig als Investmentprodukt eingestuft. Der Erwerb von Goldgranulat ist daher ebenso wie Goldschmuck und weisse Edelmetalle mehrwertsteuerpflichtig. Der Preisvorteil von Granulat gegenüber Barren und Münzen wird somit wieder aufgehoben.

Goldbarren umgeben von Goldgranulat
Goldgranulat mit einem Goldbarren als Grössenvergleich
vladk213 © - stock.adobe.com

Was ist Goldgranulat und wie wird es hergestellt?

Bei der Herstellung von Goldgranulat kommt es vor allem auf eine möglichst hohe Reinheit an. Dazu wird Rohgold oder recyeltes Altgold aufwendigen Reinigungsprozessen unterzogen. Durch den Einsatz verschiedener Chemikalien werden edle und unedle Metalle voneinander getrennt. Silber ist ein häufiger Bestandteil der goldhaltigen Erze und wird ausgefiltert, um es anderweitig zu nutzen. Das gewaschene Gold besitzt nun eine Feinheit von annähernd 100 Prozent. Im nächsten Arbeitsschritt wird es bei rund 1’400 Grad Celsius eingeschmolzen und verflüssigt. Das heisse Gold läuft durch ein feuerfestes Sieb und tropft in einen Behälter mit Wasser, wo es augenblicklich erkaltet und sich zu festen Perlen und Körnchen mit einer Stärke von 0,1 bis etwa 10 Millimeter formt.

In dieser Form lässt sich physisches Gold nahezu für alle Anwendungen nutzen. Dabei erweist sich eine verhältnismässig kleine Körnung als vorteilhaft, da es eine exakte Dosierung erlaubt, ohne auch nur einen Krümel des wertdichten Materials zu verschwenden. Gefragt ist Goldgranulat insbesondere bei der Herstellung von Schmuckstücken. Aber auch Goldmünzen, die in kleineren Auflagen produziert werden, nutzen häufig Granalien. Bei höheren Stückzahlen oder Gussbarren wird dagegen eher Stückgold verwendet, da ohnehin grössere Mengen eingeschmolzen werden müssen.

Goldgranulat als Geldanlage?

Ein derart vielseitig genutztes und gefragtes Rohmaterial müsste eine gute Geldanlage darstellen. Diese Betrachtung ist in der Theorie korrekt, doch das Investment verlangt vom Privatanleger nicht nur viel Sachkenntnis, sondern auch einiges an Fachwissen zu den Wiederverkaufsmöglichkeiten sowie zur Aufbewahrung. Da keine Kosten für die Prägung anfallen, sind die Aufgelder, die zum Goldpreis hinzugerechnet werden müssen, deutlich geringer. Allerdings muss, wie bereits erwähnt die Mehrwertsteuer aufaddiert werden. In der Schweiz beläuft sich der Satz auf 8,1 Prozent. Nur bei einer anschliessenden Lagerung im Zollfreilager bleibt der Kauf mehrwertsteuerfrei. Erfahren Sie mehr hierzu im Abschnitt «Goldgranulat lagern».

Wo Goldgranulat kaufen?

Anders als bei Goldmünzen oder Goldbarren ist das Angebot von Goldgranulat sehr begrenzt. Nur wenige Edelmetallhändler oder Scheideanstalten verkaufen das gekörnte Gold ebenfalls an Privatanleger. Dadurch entfällt der Vorteil des Preisvergleichs. Zu den Hauptabnehmern von Goldgranulat zählen in erster Linie Goldschmieden und andere industrielle Verarbeitungsbetriebe. Für Anleger ist es bei ausgewählten Fachhändlern vor Ort oder im Onlinehandel erhältlich.

Angeboten wird Goldgranulat mit einem hohen Feingehalt von 999,9/1000. Der Angebotspreis gilt in der Regel für die Ein-Gramm-Einheit und der Kunde kann so viel Gramm kaufen, wie er möchte. Die losen Körnchen werden dann passend in Folie abgepackt und verschweisst. Ein Echtheitszertifikat mit allen Herkunftsdaten und den technischen Eigenschaften ist zumeist auf der Rückseite aufgeklebt. Der Direktkauf bei Scheideanstalten ist nicht selten an bereits abgepackte und grössere Gebinde verbunden, die entsprechend teuer sind. Im Vergleich ist dies jedoch das bessere Preis-/Leistungsverhältnis.

Goldgranulat verkaufen: Was beachten?

Auch der spätere Verkauf von Goldgranulat gestaltet sich nicht so einfach wie bei Barren oder Münzen. Grossabnehmer wie Goldschmieden oder Dentallabore kaufen in der Regel kein Granulat von Privatpersonen, da sie meist an Verträge gebunden sind. Für Anleger bedeutet dies häufig, dass sie die Goldklümpchen nur andere Investoren oder an den ursprünglichen Anbieter zurückverkaufen können. Dadurch entsteht indirekt eine Händlerbindung.

In beiden Fällen kommt es jedoch auf eine vollständige und unversehrte Verpackung des Granulats an. Wurde der Beutel schon einmal geöffnet oder kleine Mengen entnommen, sind die Angaben auf dem Zertifikat nicht mehr korrekt. Der Inhalt muss aufwendig geprüft werden, was meist zu erheblichen Preisabschlägen führt oder die gesamte Menge sogar komplett als unverkäuflich eingestuft wird.

Goldgranulat lagern: Welche Besonderheiten?

Kleine Beutel mit Goldgranulat lassen sich gut im Schliessfach aufbewahren. Handelt es sich jedoch um grössere Gebinde ist schnell das Gewichtslimit von Schliessfächern überschritten. Dann kann eine segregierte Einzelverwahrung für Gold besser geeignet sein. Dabei handelt es sich um eine gesonderte Lagerung, bei welcher die Originalware im Eigentum des Kunden bleibt. Das Gegenteil wäre eine Sammellagerung, bei der lediglich ein Anspruch auf gleichwertige Ware besteht.

Da Goldgranulat beim Kauf von der Mehrwertsteuer betroffen ist, empfiehlt sich insbesondere bei grösseren Mengen eine segregierte Aufbewahrung im Zollfreilager der Schweiz. Ebenso wie Silbergranulat oder andere Anlageprodukte aus weissen Edelmetallen können die Goldgebinde ohne Mehrwertsteuer gekauft werden, wenn sie anschliessend im Zollfreilager untergebracht werden, ohne dass zuvor eine Auslieferung an den Kunden erfolgt. Im Transitlager gelten die Edelmetalle als nicht ins Land eingeführt. Erst wenn sie das Lager verlassen und tatsächlich an den Kunden ausgeliefert werden, fallen Steuern und Einfuhrgebühren an. Beschränkungen für die Lagerdauer oder Menge/Gewicht gibt es nicht.

Zollfreilager Embrachport
Goldgranulat wird sinnvollerweise in einem Zollfreilager gelagert

Vergleich Goldgranulat mit Goldbarren

Im Vergleich zu Goldgranulat liegt der Nettopreis von Goldbarren etwas höher, insbesondere wenn es sich um Prägebarren (bis etwa 150 Gramm) handelt. Die Herstellung von Gussbarren ist weniger aufwendig, daher werden diese mit geringeren Aufschlägen angeboten.

Im Gegensatz zu Goldgranulat kann Barrengold mehrwertsteuerfrei erworben werden. Da es sich bei Barrengold um gefragte Anlageprodukte handelt, steht ein breites Angebot zur Verfügung. Goldbarren gibt es in Gewichtseinheiten von 0,5 bis 1’000 Gramm sowie in verschiedenen Unzengrössen, sodass je nach Budget passend investiert werden kann. Verfügbar sind sie im stationären Fachhandel oder über das Internet, wie zum Beispiel beim Schweizer Edelmetallhändler Echtgeld. Anders als Granulat lassen sich Bullionbarren bei Bedarf wieder problemlos verkaufen, da sie weltweit akzeptiert und auch von vielen Banken gehandelt werden.

Vergleich Goldgranulat mit Goldmünzen

Ganz ähnlich verhält es sich mit Goldmünzen. Im Vergleich mit Goldgussbarren und Goldgranulat fallen ihre Nettopreise jedoch deutlich höher aus. Das hat mit dem verhältnismässig grossen Prägeaufwand zu tun, mit dem Bullionmünzen hergestellt werden. Andererseits entfällt auch hier die Mehrwertsteuer.

Zudem werden sowohl für den Anlagemarkt als auch für den Sammlerbereich unzählige Sorten in vielen unterschiedlichen Stückelungen angefertigt. Entsprechend der grossen Nachfrage stehen damit viele Vergleichsmöglichkeiten zur Verfügung. Anleger können also nicht nur das Design, sondern auch die Gewichtseinheit und das günstigste Angebot auswählen. Der Bedarfsverkauf gestaltet sich ebenso einfach und ist vielerorts komfortabel über das Internet möglich. Auch beim Verkauf können die besten Ankaufspreise online miteinander verglichen werden.

Fazit: Vergleich Goldgranulat und klassisches Anlagegold

Goldgranulat bietet im Vergleich zu Barren oder Münzen lediglich wenige Pluspunkte. Der Preisvorteil der Goldklümpchen kann nur zum Tragen kommen, wenn die Gebinde mehrwertsteuerfrei im Zollfreilager untergebracht werden können – zu dem Anleger selbst keinen Zutritt haben. Daher eignet sich das Krümelgold nur für Investoren, die es als reine Kapitalanlage mit möglichst langen Laufzeiten betrachten. Doch auch dann besteht das Problem des Wiederverkaufs, bei dem je nach Abwicklung doch noch die Mehrwertsteuer gezahlt werden muss. Mit anderen Worten: Goldanleger sind ganz allgemein mit dem Erwerb von Barren und Münzen besser beraten, denn die Flexibilität hinsichtlich Kauf, Verkauf und Lagerung ist grösser.

Goldgranulat in der der Zusammenfassung