Gold-Silber-Ratio

Gold und Silber gelten beide als Warengelder. In der Menschheitsgeschichte wurden sie von unterschiedlichen Kulturkreisen immer wieder prominent als Geld verwendet. Obschon sie mit dem Papiergeldzeitalter in den Hintergrund gerückt sind, werden sie gemeinhin nach wie vor als monetäre Edelmetalle betrachtet.

Gold war stets der grosse Bruder des Silbers. So galt letzteres denn auch als das Gold des kleinen Mannes. Während Silber aufgrund seiner geringeren Wertdichte vor allem bei Alltagstransaktionen zur Anwendung kam, war das gelbe Edelmetall für den Grosshandel bestimmt.

Verschiedene Edelmetallbarren
Die Gold-Silber-Ratio spielt bei Investitionen in Barren und Münzen eine wichtige Rolle.
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Woraus ergibt sich das Verhältnis?

Seit jeher sind die beiden Metalle somit in einer Relation zueinander gestanden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Gold-Silber-Ratio oder dem Gold-Silber-Verhältnis. Dabei handelt es sich um jene Kennzahl, die anzeigt, in welchem Verhältnis der Preis von Gold zum Preis von Silber steht. Um das Gold-Silber-Verhältnis zu berechnen, wird der Preis für eine Feinunze Gold durch den Preis für eine Feinunze Silber geteilt.

Steigt also die Gold-Silber-Ratio bedeutet das, dass Gold im Verhältnis zu Silber teurer wird. Umgekehrt wird Silber gegenüber Gold teurer, wenn das Gold-Silber-Verhältnis im Fallen begriffen ist. Gegenwärtig liegt die Ratio bei etwas über 72. Wir erinnern uns: Zur Berechnung nimmt man den aktuellen Goldpreis pro Feinunze, also USD 1’944, (Stand 11.9.20) und dividiert diesen durch den aktuellen Silberpreis pro Feinunze, also USD 26,83 (Stand 11.9.20).

Historische Betrachtungsweise

Für die vergangenen 50 Jahre seit der Aufhebung des Goldstandards 1971 liegt die durchschnittliche Gold-Silber-Ratio bei etwas über 60. Mit 72 liegt der Wert zurzeit über dem Durchschnittswert, doch gilt die allgemeine Regel, dass ein Wert zwischen 40 und 80 keine wirkliche Über- oder Unterbewertung signalisiert. Liegt der Wert allerdings über 80, ist Silber im Vergleich zu Gold als unterbewertet (günstig) anzusehen, während ein Wert unter 40 für eine Überbewertung des Silbers gegenüber Gold spricht und ersteres daher eher als teuer einzuschätzen ist.

In der Zeit seit Schliessung des Goldfensters erreichte die Gold-Silber-Ratio ihren Tiefstand im Jahr 1980, als man für eine Unze Gold nur gerade 14 Unzen Silber kaufen konnte. Der historische Höchststand für diese Zeitperiode am 19. März 2020 ein. Mit der Lahmlegung der Wirtschaft durch die Corona-Verhinderungsmassnahmen schoss das Gold-Silber-Verhältnis zwischenzeitlich auf rund 125 hoch – ehe es dann wieder fiel und aktuell, wie bereits erwähnt, bei 72 liegt. Festzuhalten gilt: Objektiv betrachtet hat der Goldkurs gegenüber dem Silberkurs im Verlauf des späteren 20. Jahrhunderts an Wert und Kaufkraft gewonnen.

Geht man in der Datenreihe noch etwas weiter zurück, etwa bis zum Ende des 17. Jahrhunderts (1688), so lässt sich für die Gold-Silber-Ratio ein Median von 15 ermitteln. Diese Zahl liegt denn auch nahe am Verhältnis der jeweiligen in der Natur, physisch vorhandenen Bestände. Schätzungen zufolge, soll das Metall Silber in der Erde ungefähr 20-mal häufiger vorkommen als Gold.

Antike und Bimetallismus

Für die Antike ist dokumentiert, dass Gold ca. 12- bis 13mal so viel wert war wie Silber. Gemäss einigen Historikern könnte sich dieses anhaltende Wertverhältnis aus den astronomischen Gegebenheiten rund um die Hauptgestirne Sonne und Mond ergeben haben. So ist Gold heute als das Sonnen- und Silber als das Mondmetall bekannt. Interessanterweise stehen der Mond- und Sonnenumlauf denn auch tatsächlich in einem Verhältnis von 27:360, also ungefähr 1:13. Nicht zuletzt deshalb könnte diese Gold-Silber-Ratio von ca. 13 während der Antike so lange Bestand gehabt haben.

Auch der Bimetallismus dürfte sich an diesem Wert orientiert haben, lag doch das Verhältnis meist zwischen 10 und 15. In der Zeit des Bimetallismus (18. bis 19. Jahrhundert) wurden Gold- als auch Silbermünzen geprägt. Die beiden Edelmetalle zirkulierten nebeneinander und war in ihrem Gold-Silber-Verhältnis fixiert, das heisst der Wechselkurs zwischen Gold und Silber war festgelegt. Diese staatliche Preisfixierung führt in der Realität immer wieder dazu, dass eines der Edelmetalle gesetzlich überbewertet war – meistens Gold – und daher das Grehamsche Gesetz einsetzte: Das gesetzlich überbewerte Edelmetall begann das gesetzlich unterbewerte aus dem Markt zu verdrängen. In der Konsequenz führt die staatliche Festsetzung der Gold-Silber-Ratio somit fast immer zu einer Verzerrung auf dem Markt.

Je ein American Eagle aus Gold und Silber vor Silberbarren
Die Entwicklung von Gold und Silber als Zahlungsmittel ist stark mit dem US-Dollar verknüpft.
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Einige Wirtschaftshistoriker argumentieren gar, dass diese Verzerrung während des Bimetallismus schliesslich zur Demonetarisierung von Silber führte und nicht wie gemeinhin angenommen aus Übersee stammende Silberbestände, die Druck auf dessen Preis ausübten. Denn erst 1873 kam es in den USA endgültig zur Demonetarisierung von Silber, so dass keine Silbermünzen mehr geprägt werden durften. Dass Silber gegenüber Gold historisch offiziell demonetarisiert worden ist, dürfte vielleicht die gegenüber der Antike viel höhere, gegenwärtige Gold-Silber-Ratio erklären.

Zusammenfassung:

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