Goldstandard: eine umfassende Analyse

Gold- als auch Silbermünzen kursierten seit jeher unter Kaufleuten und Händlern. Diese wurden von ihnen als geldige Mittel anerkannt und genutzt. Mit Anbruch der Neuzeit traten – ausgehend von aufstrebenden Stadtstaaten wie Venedig, Genua oder Florenz – immer öfters auch Papiergeldnoten auf den Plan. Die häufigsten Formen waren dabei entweder sogenannte “Goldsmith Notes” oder Banknoten. Erstere fungierten gewissermassen als handelbare Lagerscheine, die von Goldschmieden auf das bei ihnen eingelagerte Gold emittiert wurden. Bei letzteren handelte es sich um goldgedeckte Banknoten, die jeweils durch ein entsprechendes Bankhaus ausgegeben wurden.

Hort von römischen Goldmünzen
Goldmünzen wurde seit der Antike für den Handel genutzt.
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Ebenfalls in papierener Form jedoch von Banknoten oder Goldschmiednoten zu unterscheiden sind sogenannte Wechselpapiere. Ein Wechsel ist ein vertragliches Zahlungsversprechen, das meistens nach drei Monaten (90 Tage) gegen physisches Gold eingelöst werden muss. Im Unterschied zu goldgedeckten Banknoten oder Lagerscheinen von Goldschmieden hat ein Wechsel somit ein genau definiertes Fälligkeitsdatum, an dem der Wechsel mit der auf ihn lautenden Goldmenge beglichen werden muss. Es handelt sich dabei also um ein in “Gold reifendes” Zahlungsmittel.

Während Wechselpapiere insbesondere unter Händlern Usus waren und somit im Grunde aus dem privaten Händlergebrauch hervorgingen, waren es vor allem auch Königshäuser, die ihren Staatskredit über goldgedeckte Banknoten finanzierten. Mit der Erfindung des Buchdrucks und dessen Skalierung konnte folglich auch das papierene Geld skaliert werden. Auf diese Weise pflegten Gold und Papier(geld) spätestens seit der frühen Neuzeit eine enge Koexistenz und Verbundenheit.

Besonders bei den goldgedeckten Banknoten ist immer wieder vorgefallen, dass die entsprechenden Goldversprechen nicht honoriert, das heisst, Banknoten nicht gegen die vordefinierte Edelmetallmenge eingelöst werden konnten. Nicht selten waren es Kriege, die Schuldner – insbesondere Könige und Fürsten – an den Rand der Zahlungsunfähigkeit brachten, was die finanzierenden Banken in Mitleidenschaft gezogen hat und diese zur Aufhebung der Einlösepflicht zwang.

Der Peel Banking Act als Startschuss

In England wurde als Reaktion auf diese wiederkehrenden Ereignisse schliesslich der Peel Banking Act von 1844 verabschiedet. Mit der gesetzlichen Fixierung einer goldgedeckten Währung sollte dieser den Grundstein für einen von Staaten verordneten Goldstandard legen und damit die nächsten 70 Jahre nachhaltig prägen. Der Bank Charter Act von 1844 sah vor, dass nur noch die Bank von England neue Banknoten auszugeben befugt war und diese mussten mit einer vorgegebenen Goldmenge gedeckt sein. Die Überlegungen gehen heute dahin, wonach dieser Schritt dem Britischen Pfund Sterling dazu verholfen hat, zur Weltwährung des 19. Jahrhunderts aufzusteigen. Im Nachgang zu diesem legislativen Akt Englands wurden dann auch bald ungefähr zwei Drittel aller Zahlungen im internationalen Handel in Pfund abgerechnet.

Während dieser Zeit waren viele Nationen noch immer unter einem Silber-Standard oder aber dem Bimetallismus, was bedeutete, dass deren Währungssystem auf Gold und Silber basierte. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verbesserte sich die Stellung des Goldes gegenüber jener des Silbers kontinuierlich. Mit der Entdeckung gewaltiger Silbervorkommnisse in den USA (Rocky Mountains) schien eine Silberschwemme und damit ein Silberpreisverfall unausweichlich. 1873 beschloss das US-Parlament, die Abkehr von Silber und läutete damit die globale Demonetarisierung des Silbers erst richtig ein.

Gleichzeitig verlor Frankreich 1870 den Deutsch-Französischen Krieg und wurde dazu verpflichtet, Reparationszahlungen in Gold zu leisten. Für das neu vereinte Deutschland, das sich dadurch überdurchschnittlich hoher Goldzuströme erfreute, schien die Einführung einer goldgedeckten Reichswährung daher eine logische Konsequenz zu sein.

Diese historischen Ereignisse gepaart mit der zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtung aller Nationen und der damit einhergehenden Abhängigkeit derselben von den beiden stärksten Industriestaaten England und Deutschland führte zu einer umfassenden Abkehr vom Bimetallismus. Selbst Frankreich oder Staaten mit umfangreichem Silberbestand wie Peru oder Mexiko konvertierten zu einem Goldstandard.

Eine Zeit der Hochblüte

Was nun im Verlauf der 1870er Jahre begonnen hat und bis 1914 anhielt, war eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs basierend auf einem stabilen, international anerkannten Fundament, dem Gold. Das gelbe Edelmetall fungierte als Anker, wodurch alle staatlichen Papierwährungen miteinander verbunden waren. Eine jede Goldwährung konnte zu jedem Zeitpunkt zu einem festen Wechselkurs in eine andere getauscht werden. Dadurch wurde der internationale Handel erleichtert, was eine Globalisierungswelle begünstigte. Auf der Sicherheit der Goldgrundlage konnten Handelspartner Verträge in weit entfernten Gebieten eingehen, ohne dabei allzu grosse Kursschwankungen, sogenannte Wechselkursrisiken, einzugehen.

Britische Sovereign Münzen aus dem 19. Jahrhundert
Britische Sovereign Münzen aus der Blütezeit des Goldstandards.
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Solange die einzelnen Zentralbanken in Bezug auf ihre eigene Währung eine angemessene Goldpolitik betrieben – und dieser Gruppendruck schien für diese Zeit gegeben zu sein -, konnten sie ihre eigenen Goldreserven schonen und damit die Stabilität der eigenen Währung sowie letztlich des internationalen Goldstandards wahren.

Schon der Moralphilosph David Hume beschrieben im 18. Jahrhundert den selbst-korrektiven Mechanismus eines internationalen Goldwährungssystems. Gemäss dem durch ihn benannten Preis-Warenfluss-Mechanismus (price-specie flow mechanism) würde ein Land mit einem Zahlungsbilanzdefizit einen Abfluss von Gold und damit eine Verringerung der Geldmenge verzeichnen. Als Konsequenz davon würde wiederum das inländische Preisniveau zurückgehen und die Wettbewerbsfähigkeit von Inland im Vergleich zum Ausland zunehmen, was das Zahlungsbilanzdefizit korrigieren würde. Für Länder mit einem Zahlungsbilanzüberschuss wäre genau das Gegenteil der Fall.

Gewiss waren die Abläufe und Prozesse in der Realität komplexer und keinesfalls schnörkellos. Aufgrund seiner hohen Transaktionskosten oblag Gold eine nicht zu unterschätzende Trägheit beim Transport, besonders über Landesgrenzen hinweg. Abgeschwächt wurde dieser Umstand allerdings durch das auf Gold basierende Wechselpapiersystem, welches sich als Verrechnungsinstanz (clearing house) des klassischen Goldstandards vor allem auch über internationale Grenzen hinweg etablierte.

So war es gerade eine Tugend des internationalen Goldwährungssystems, trotz Souveränität einzelner Nationen eine gut vernetzte Weltwirtschaft und eine halbautomatische Anpassung der Zahlungsbilanzen (vor allem über das Wechselkurssystem) zu ermöglichen. All das war letztlich möglich, ohne dass die Regierungen von Staaten stark eingreifen mussten und ein übermenschliches Wissen und eine geldpolitische Unfehlbarkeit vonseiten der Geldverwalter erforderlich gewesen wäre.

Doch gab es auch während des klassischen Goldstandard eine Geldmengenausweitung. In der Zeit von 1899 bis 1914 verzeichnete die internationale Wirtschaft eine hohe monetäre Liquidität, die auf einen anhaltenden Anstieg des weltweiten Goldbestandes zurückzuführen war. Diese Expansion erreichte zwischen 1890 und 1914 jährlich 3,5 Prozent und lag damit deutlich über dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 1,5 Prozent zwischen 1866 und 1890. Diese gesteigerte Liquidität führte schliesslich zu grösseren Transaktionsvolumen und höheren Preisen.

Gleichwohl wurde für diese Zeit von ungefähr 30 Jahren ausgehend von Frankreich der Ausdruck der “Belle Epoque” geprägt. So war nicht bloss eine Blütezeit aus wirtschaftlicher Sicht zu verzeichnen, auch in Kultur und den Wissenschaften kam es zu beeindruckenden Leistungen. Allen voran im Bereich der Physik kam es zu vielen neuen Erkenntnisse und Durchbrüchen. So entdeckte ein gewisser Herr Röntgen 1895 die Röntgenstrahlen. Auch wurde in dieser Zeit, um 1900, von Max Planck die Quantentheorie begründet und Albert Einstein formulierte seine berühmte Relativitätstheorie. Ebenfalls in diese Zeit fallen die Entdeckungen der neuen Atommodelle durch Rutherford und Bohr.

Ein abruptes Ende

Auf die Ruhe folgt dann eben der Sturm. Noch vor dem ersten Schuss des ersten Weltkrieges nahm der klassische Goldstandard ein jähes Ende. Gewissermassen mit Kriegsausbruch kehrten Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Österreich-Ungarn und das Zarenreich dem Goldstandard den Rücken. Die Einlösungspflicht der jeweiligen nationalen Währungen zu Gold wurde schlagartig aufgekündigt, weil die einzelnen Länder ihre Goldreserven im Zuge der Mobilmachung für den Krieg schwinden sahen. Insbesondere mit dem Argument sogenannte Bankenruns zu vermeiden, wurde die Goldkonvertibilität abrupt ausgesetzt.

Noch während des ersten Weltkrieges sahen sich Politiker sowie Zentralwährungshüter mit einem Dilemma konfrontiert, das man ein paar Jahrzehnte kaum mehr als solches wahrnehmen würde. Indem man in Deutschland nach Anbeginn des Krieges die Goldreserven der Reichsbank noch zu vermehren versucht, wollte man die Bevölkerung davon überzeugen, an der Mark festzuhalten. Über die nächsten zwei Jahre wurden die Reserven denn auch tatsächlich von 1,5 Milliarden auf 2,4 Milliarden aufgestockt.

Gleichzeitig ermöglichte die Aufhebung des Goldstandards die Finanzierung von Soldaten und Kriegsmaschinerie. Staaten verschuldeten sich bei der eigenen Zentralbank, indem letztere nicht mehr durch Gold gedecktes Geld zu drucken begann und in Umlauf brachte. Ohne eine Abkehr vom Goldstandard wäre das niemals möglich gewesen.

Goldbestände verloren ihre Bedeutung während des Kriegs nicht, immerhin mussten damit vor allem wichtige Importe bezahlt werden. Als Vertrauensanker von nationalen Währungen taugte Gold allerdings immer weniger. Letztere wurden als Folge des Krieges zu stark aufgebläht. Die Siegermächte forderten im Friedensvertrag von Versailles zwar Reparationszahlungen in Gold (oder Dollar), was deren nationalen Währungen etwas stärkte. Für Deutschland, das als Verlierer aus dem Krieg hervorging, war der Vertrauensverlust in die eigene Währung unausweichlich. Die Hyperinflation von 1923 war demnach eine logische Folge der desaströsen währungspolitischen Situation Deutschlands.

Reichsmark mit neuaufgedrucktem Wert
Reichsmark mit neuaufgedrucktem Wert als Sinnbild für Inflation.
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Gold in der Zwischenkriegszeit

Nach Ende des 1. Weltkriegs versuchte man in England den Goldstandard wieder einzuführen. Durch die gestiegene Geldmenge konnte die Einlösungspflicht nicht zum alten Kurs eins zu eins wiederaufgenommen werden. Bis der Goldstandard wiederhergestellt wurde, dauerte es noch sechs Jahre.

Im Jahr 1925 verordnete der damalige Schatzmeister Winston Churchill die Rückkehr zum Goldstandard. Dabei handelte es sich allerdings um einen Goldstandard einer etwas anderen Art, der keine eigentliche Goldkonvertibilität mehr kannte, wie diese noch vor dem Krieg vorgeherrscht hatte. Mit dem britischen Gold Standard Act von 1925 wurde der Goldbarrenstandard (Gold Bullion Standard) begründet. Mit diesem neuen Standard wurde nicht etwa der Umlauf von Goldmünzen wieder eingeführt. Stattdessen verlangte das Gesetz von der Bank von England, dass diese Gold in Form von Barren, die ungefähr 400 Feinunen entsprachen, gegen Pfund verkaufen muss.

Weitere europäische Staaten stockten ihre Goldreserven in dieser Zeit wieder beachtlich auf. Die Welt schien sich wieder auf den alten Wert des Goldstandards zu besinnen. Doch schlummerten im Untergrund bereits Probleme. Auf der einen Seite versuchten gewisse Staaten ihre eigene Währung sowie ihre Goldreserven zu verteidigen. Die massive Kreditausweitung, die verschiedene Zentralbanken (allen voran die US-Notenbank) auch nach der Beendigung des ersten Weltkrieges betrieben, rächte sich 1929 und stürzte die globale Wirtschaft in eine Krise, die als grosse Depression in die Geschichte eingehen sollte.

Der Goldbarrenstandard: ein Papiertiger

Gemeinhin wird heute die Wiedereinführung des Goldstandards als Ursache für die Weltwirtschaftskrise gesehen. Doch hinkt die Argumentation hinter dieser Behauptung gleich in mehrerer Hinsicht her. So basierte die Wiedereinführung des Goldstandards durch die Engländer nach dem 1. Weltkrieg auf einem falschen Konzept des grossen Ökonomen David Ricardo. Wie der verstorbene Mathematiker und Geldtheoretiker Antal Fekete beteuerte, ergibt ein Goldstandard nur dann wirklich Sinn, wenn er in Form eines Goldmünzenstandards (Gold Coin Standard) besteht.

Ricardos Vorschläge gingen dahin, dass die Bank von England umlaufende Goldmünzen vollständig durch ihre eigenen Banknoten ersetzen sollten. Deren Banknoten sollten nur noch gegen grössere Goldbarren eintauschbar sein. Auf diese Weise würde die englische Notenbank ihren Goldhaushalt besser konservieren können, da die Schwelle für den Umtausch aufgrund der Barrenerforderlichkeit höher angesiedelt ist. Gemäss Ricardo würde die Goldkonvertibilität aus Sicht der Zentralbank dadurch effizienter gemacht.

Als David Ricardo diesen Vorschlag Anfang des 19. Jahrhunderts präsentierte, wurde dieser bereits heftig kritisiert. Auch Fekete wirft Ricardo vor, sich gewissermassen einen Goldstandard ohne Goldgeld ausgedacht zu haben. In den Augen des ungarischen Ökonomen der Umlauf von Goldmünzen eine Notwendigkeit. Denn nur wenn Goldmünzen umlaufen und Zentralbanknoten gegen solche von der Notenbank eigenhändig einzulösen sind, verfügt ein jeder Bürger über ein probates Mittel, sich gegen eine potenzielle Inflationierung vonseiten der Zentralbank zur Wehr zu setzen. Ist die Goldmünzenkonvertibilität nicht gegeben und durch eine Goldbarreneinlösungspflicht ersetzt, ist dieses Wehrmittel arg abgestumpft und der Goldbarrenstandard entpuppt sich als blosser Papiertiger, so die Argumentation Feketes.

Ein Goldstandard ohne sein Clearinghouse

Professor Fekete führt noch ein weiteres Argument ins Feld, weshalb die Wiedereinführung des Goldstandardes nach dem 1. Weltkrieg zum Scheitern verurteilt war. Das für den klassischen Goldstandard so wichtige Clearinghouse in Form des Wechselpapiermarktes wurde durch den Weltkrieg zerstört und nicht wieder intakt gebracht. Anstelle eines multilateralen Handelssystems, wie es in der Vorkriegszeit existierte, sprachen sich die Siegermächte für bilateralen Handel aus. Dies nicht zuletzte deshalb, weil man von alliierter Seite glaubte, damit die deutsche Industrie, vor deren Produktivität und Innovationskraft man sich fürchtete, bei deren Handelsaktivitäten besser kontrollieren zu können.

Der Goldstandard wurde nach dem 1. Weltkrieg also nicht nur in verschandelter Form wiedereingeführt. Genauso ist der Wiedereinführung eine wirtschaftliche und kulturelle Zerstörung durch den Krieg vorausgegangen, in ihrem Wiederaufbau durch eine nie dagewesene Geld- und Kreditmengenausweitung verzerrt worden ist.

So war selbst diese verwässerte und damit weniger funktionale Form des Goldstandards mitnichten die alleinige Ursache für die Krise. Was stimmt, ist die Tatsache, dass das Festhalten an Gold nach dem Krieg seine Schattenseiten hatte. Für einige Staaten hat nach wie vor das Credo gegolten, wonach die eigenen Goldreserven durch hohe Zinsen zu schützen sind. Andere Staaten hingegen taten das Gegenteil, indem sie die Zinsen zur Ankurbelung des Binnenwachstums senkten. Das wiederum führte zu Kapitalabfluss in Richtung Hochzinsländer, wo diese Gelder eine Überhitzung wirtschaftlicher Aktivität provozierten.

Letzteres passierte in den Vereinigten Staaten von Amerika, die unter Präsident Hoover eine rigide und protektionistische Deflationspolitik betrieben. Der in dieser Zeit zum Nachfolger gewählte Präsident Franklin D. Roosevelt rückte vom Goldstandard ab und erklärte das private Horten von Goldmünzen, Goldbarren oder Goldzertifikaten für verboten. Als Folge dieses Schrittes konnten die USA ihre Geldmenge erneut erhöhen und gleichzeitig ihre Goldreserven steigern, da eine Konzentrierung von Gold in den Händen des Staates unausweichlich war. Damit wirkte man der globalen Wirtschaftskrise entgegen, bis schliesslich der 2. Weltkrieg ausbrach. Der eigentliche Grund für die grosse Wirtschaftskrise liegt jedoch tiefer und ist in der Tat in wirtschaftlichen und geldpolitischen Verzerrungen durch Krieg und Kreditmengenexpansion zu suchen.

Der Pseudo-Goldstandard der Nachkriegszeit

Auch zur Finanzierung des 2. Weltkrieges wichen jene Staaten, die ihre Währung zwischenzeitlich wieder an Gold angebunden hatten, von dieser Strategie ab. Eine erneute, in ihrer Dimension noch grössere Geld- und Kreditmengenausweitung war die Folge.

Nach dem 2. Weltkrieg, als die Welt wieder vor einer Wiederaufbau-Aufgabe stand, trafen sich verschiedene Staatsoberhäupter und Ökonomen in Bretton Woods, USA. An dieser Konferenz wurde das Bretton-Woods-System begründet. Dabei handelt es sich um eine Art Pseudo-Goldstandard: Während alle staatlichen Währungen an den US-Dollar gekoppelt waren, war der US-Dollar seinerseits an das Gold gebunden.

Bild von Mount Washington Hotel in Bretton Woods
Im Mount Washington Hotel in Bretton Woods fand die Bretton Woods Konferenz statt.
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Nationale Währungen aller Herren Länder hatten somit einen festen Wechselkurs zum US-Dollar, der noch immer für 35 US-Dollar gegen eine Feinunze Gold eingetauscht werden konnte. Diese Einlösemöglichkeit war allerdings nur anderen Zentralbanken vorenthalten. Man sprach deshalb in diesem Zusammenhang auch von einem Goldwechselstandard (Gold-Exchange-Standard).

Wenn auch – oder gerade weil – das Bretton-Woods-System am Reisbrett ausgedacht worden ist, den Urhebern ist ein folgeschwerer Denkfehler unterlaufen. Das Dilemma bestand in der Tatsache, wonach die USA für den Rest der Welt Liquidität bereitstellen und gleichzeitig das Vertrauen in seine durch Gold gedeckte Währung aufrechterhalten musste.

In den Anfängen schlug das Pendel dieses Dilemmas auf die Seite des Vertrauensaufbau aus. Das Gold wanderte vorerst in die USA, damit der US-Dollar seiner Stellung als goldgedeckte Währung auch gerecht werden konnte. Doch nach 1957 nahmen die amerikanischen Goldreserven stetig ab. Zum einen verlangte der US-amerikanische Krieg in Vietnam eine amerikanische Geldmengenausweitung. Zum anderen waren es die von Präsident Lyndon B. Johnson verabschiedeten Sozialprogramme, die ebenfalls zum Teil über neu geschaffenes Geld finanziert worden waren. Das Vertrauen, wonach die USA ihren gesamten US-Dollarbestand gegen Gold eintauschen können, sank zunehmend. Das Pendel hatte umgeschlagen und die USA begann sich auf Kosten der übrigen Welt zu verschulden.

Nach dem der französische Präsident Charles de Gaulle im Februar 1965 ankündigte, Frankreichs Währungsreserven in US-Dollar in Gold umzutauschen, erhöhte alleine de Gaulle den Goldanteil seiner Landesreserven auf 86 Prozent. Andere Länder versuchten es ihm gleichzumachen, bis schliesslich am 15. August 1971 der damalige US-Präsidenten Richard Nixon im Fernsehen das Ende der Goldanbindung an den US-Dollar ankündigte und damit das Ende des Bretton-Woods-Systems besiegelte. Mit diesem letzten Schritt hat die Welt eine Goldverankerung endgültig losgetreten und ist seit jeher bis zum heutigen Tag auf einen Fiat-Standard übergegangen. Durch diese Politik wurde die Welt einem Dollar-Standard, der Dollar seinerseits einem Staatsanleihen-Standard und der Staatskredit weitgehendst der Politik untergeordnet.

Die Vorteile eines richtigen Goldstandards:

Wie bereits beschrieben, reicht für einen Goldstandard, der seinen Namen auch verdient, eine gesetzlich vereinbarte Goldparität nicht aus. In anderen Worten: Ein Goldstandard, bei dem eine staatliche Währung an einen gesetzlich festgelegten Goldpreis gebunden ist, sollte nicht als richtiger Goldstandard gedeutet werden.

Aus Sicht eines Bürgers oder Sparers stellt die richtige Form eines Goldstandards jene des Goldmünzenstandards dar. Charakteristisch für einen solchen ist, dass Goldmünzen als kleinste Währungseinheit nicht nur gehortet werden, sondern auch umlaufen müssen. So ist es eine Conditio sine qua non eines Goldstandards, dass dieser über freie Märkte für Gold verfügen sollte und es jedermann erlaubt ist, frei mit Gold, allen voran mit Goldmünzen, zu handeln.

Nur wenn eine Goldmünze umlaufen, diese geprägt und auch besitzt werden kann, vermag sie ihre zügelnde Kraft auszuüben. So ist der grosse Vorteil eines Goldmünzenstandards: Bürger eines Staates können das Notengeld zur Bank bringen und die Einlösung gegen Gold verlangen. Indem die Bank die Goldmünze gewissermassen im Tausch gegen die von ihr emittierte Banknote oder Bankanleihe hergeben muss, verliert sie an Goldreserven. Dies wiederum hat zur Folge, dass sie ihre Banknotenausweitung drosseln muss. Goldmünzen in den Händen des Bürgers sind somit ein effektives Mittel zur Steuerung und Kontrolle der Geldpolitik der Banken.

Nur wenn ein Goldstandard also auf diese Weise konzipiert ist, können seine Vorteile und Tugenden auch nachhaltig zur Geltung kommen. Hat der Bürger über Goldmünzen die Möglichkeit, Einfluss und Kontrolle über die Geldmengenausweitung auszuüben, können die Zinsen stabil gehalten werden. Verhältnismässig stabile Marktzinsen waren denn auch ein Merkmal eines funktionierenden Goldstandards, wie die Geschichte vor 1914 zeigt.

Anders als gemeinhin angenommen sorgt ein funktionaler Goldstandard also nicht für Preisstabilität, sondern eben Zinsstabilität. Erstere ist weder wünschenswert, noch ist sie in einer dynamischen Welt, in der sich die Präferenzen der Marktteilnehmer konstant ändern, wirklich realisierbar. Entscheidender sind vergleichsweise stabile Zinsen. Schwanken die Zinsen aufgrund einer ungebundenen (nicht an Gold gebundenen) Geldpolitik zu stark, kommt es zu Zinsarbitrage via übermässiger Anleihenspekulation. Letztere bringt die Zinsen nur noch mehr aus dem Gleichgewicht, so dass diese in der heutigen Realität über die letzten Jahrzehnte gegen null und mittlerweile sogar ins Negative gefallen sind.

Aufgrund der (Zins-)Stabilität zeichnet sich ein funktionaler Goldstandard auch durch Beständigkeit und Systemstabilität aus. Da Gold dem gesamten System zugrunde liegt, basieren die Währungsordnungen aller am Goldstandard teilhabenden Nationen auf einem gemeinsamen Nenner. Gold ist der Hauptnenner und fungiert als ultimative Verrechnungseinheit. Transaktionskosten in Form von Wechselkursrisiken sind im Vergleich zu einem Fiat-Standard viel weniger vorhanden. Als Folge benötigt es kaum eine derart grosse Industrie zur Absicherung solcher Risiken, wie sie heute existiert.

Die Nachteile eines Goldstandards

Nachteile eines funktionalen Goldstandards existieren vor allem in den Augen jener, für die Geld in erster Linie eine inhärente Elastizität haben muss. Gold ist ein Sachgeld und damit nicht beliebig dehn- bzw. kreierbar. Da Gold in seiner physischen Form nur unter stetig steigenden Grenzkosten vermehrt werden kann, wird ein vollkommen auf Gold basierendes Finanzsystem von vielen Ökonomen für höchst dysfunktional gehalten.

Oftmals wird das Argument hervorgebracht, wonach in Relation zu unserer Weltwirtschaftsleistung niemals genügend Gold vorhanden sein. Über die optimale Geld- und damit Goldmenge herrscht allerdings noch immer eine erbitterte Debatte unter den Ökonomen. Für die einen ist jedes beliebige Geld- und damit Goldangebot ausreichend, da der Markt das richtige Verhältnis zu den Gütern letztlich über den Preis regulieren würde. Für andere Wirtschaftsexperten ist Gold schlichtweg zu unflexibel und unelastisch, was schliesslich in einer nie endenden Preisdeflationsspirale münden würde, die jegliches Wirtschaften verunmöglichen würde.

Natürlich könnte bei Bedarf auch mehr Gold geschürft werden, um Angebotsengpässe auszugleichen. Doch hätte das dann nicht gerade einen preisvolatilen Effekt, was das Wirtschaften wieder erschweren würde? Wahrscheinlich weniger, als gemeinhin erwartet, ist doch der Einfluss von neugeschöpftem Gold auf den Goldpreis aufgrund der Stock-to-Flow-Thematik vernachlässigbar. Mit anderen Worten: Ein möglicher starker Goldabbau im Zug einer Wiedereinführung eines Goldstandards dürfte den Preis nicht unbedingt ins Bodenlose abstürzen lassen.

Ungeachtet dieser Argmente, ein sogenannter hundertprozentiger Goldstandard, bei dem das existierende Geld nur aus Goldmünzen oder Goldzertifikaten besteht, die zu 100 Prozent durch Gold gedeckt sind, dürfte in der Tat aufgrund einer fehlenden Flexibilität wenig erstrebenswert sein. Eine Wirtschaft muss zwingend auf Kredit operieren können, der auch zu einem gewissen Grad gehebelt werden kann. Wichtig dabei bleibt: Übergeordnete Ebenen des Kreditgeldes müssen eine Verankerung in Gold als hartem Geld haben. Nur so kann auf Dauer sichergestellt werden, dass das Finanzsystem nicht übermässig aufgebläht wird.

Wie die Geschichte der Menschheit darlegt, hat diese Verankerung nicht gehalten. Ohne dabei mit dem Finger auf eine einzige Institution zu zeigen, das Interesse Geld aus dem Nichts zu schaffen, hat schon immer bestanden. Als hartes Geld ist Gold diesem Verlangen von Staaten, Unternehmen, Institutionen und Schuldnern seit jeher im Weg gestanden.

Goldbarren auf US-Dollarnoten
Die Golddeckung des US-Dollars hielt lange im Verhältnis zu anderen Währungen.
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Golds Verhältnis zum heutigen Fiatstandard

In dieser Hinsicht sind Gold- und Fiatgeld keine eigentlichen Antagonisten. Ein Finanzsystem, das mit Gold begonnen hat und kontinuierlich hochskaliert worden ist, vermittelt den Anschein, heute mit Fiatwährungen in einem Endstadium zu sein. Während die Bindung zwischen Gold und allen Arten von Papiergeldern früher stärker und direkt war, ist diese heute noch indirekt und schwach.

Wenn auch durch Staatsanleihen an den Rand gedrängt, so ist Gold noch immer das Fundament und damit das Reserveasset unserer traditionellen Finanzordnung. Die Tatsache, wonach Zentralbanken aber noch immer Goldreserven auf ihren Bilanzen haben – und einige diese sogar über die letzten Jahre aufgestockt haben -, verdeutlicht: Die Bedeutung von Gold in unserem heutigen Fiatstandard ist noch nicht vollständig verloren gegangen.

Wären staatliche Fiatwährungen über alle Zweifel erhaben und hätten sie sich tatsächlich erfolgreich und vollkommen von ihrem ehemaligen Fundament emanzipiert, wären Zentralbanken die letzten, die Gold halten müssten. Als Wertaufbewahrungsspeicher und Inflationsschutz gegen Fiatgeldentwertung sowie Versicherungsschutz gegen einen möglichen Systemkollaps scheint das gelbe Edelmetall allerdings noch immer berücksichtigt.

Wie bereits beschrieben wäre die Wiedereinführung eines Goldstandards dann optimal, wenn dieser in der Form eines Goldmünzenstandards erfolgen würde. Ergänzend müsste dazu ein funktionierender Wechselpapiermarkt heranwachsen. Letztlich bräuchte es einen freien Markt des Goldgeldes, das letztlich einer unumstösslichen Einlösepflicht unterliegen müsste.

Überblick zu den Goldreserven

Folgende Grafik gibt einen Überblick zu den Goldreserven von Zentralbanken. Abgebildet sind die 16 Länder dieser Welt, welche offiziell über die meisten Goldreserven verfügen. Dabei werden diese in Relation zur Bevölkerungszahl gesetzt. Gleichzeitig wird der prozentuale Wert der Goldreserven zum Bruttoinlandprodukt angezeigt, sowie der prozentuale Wert der Goldreserven im Vergleich zur Bilanzsumme der entsprechenden Zentralbanken.

Absolut über die grössten Goldreserven verfügen die Vereinigten Staaten, gefolgt von Deutschland und Italien. Relativ zur Bevölkerungszahl gesehen, fällt die Schweiz ins Auge. So kommen in der Schweiz ungefähr 121 Kilogramm Gold auf 1000 Einwohner. Was den Wert der Goldreserven in Relation zum jeweiligen Bruttoinlandprodukt anbelangt, liegt die Schweiz ebenfalls weit vorne, zusammen mit Russland und Portugal. Den grössten Goldwert besitzt aber Kasachstan. Das Land besitzt verhältnismässig so viel Gold, dass deren Goldreserven relativ zur Bilanzsumme der Zentralbank über 95 Prozent ausmachen.

Land Gold-reserven in Tonnen (absolut) Goldreserven relativ zur Bevölkerungs-zahl (in Kilo pro 1’000 Staatsbürger) Wert der Gold-reserven relativ zum BIP (in Prozent) Wert (Januar 2021) der Goldreserven relativ zur Bilanzsumme der Zentralbank
USA
8’133,5
24,72 kg
2,48 %
6,92 %
Deutschland
3’362,4
40,51 kg
5,33 %
11,83%
Italien
2’451,8
40,61 kg
7,37 %
11,47%
Frankreich
2’436,1
36,37 kg
5,49 %
9,01%
Russland
2’299,3
15,91 kg
8,66 %
26,2%
China
1’948,3
1,4 kg
0,89 %
2,08%
Schweiz
1’040
121,71 kg
9,2 %
5,85%
Japan
765,2
6,05 kg
0,96 %
0,7%
Indien
668,2
0,49 kg
1,53 %
10,5%
Niederlande
612,5
35,44 kg
4,2 %
6,56%
Türkei
606,6
7,4 kg
4,93 %
24,13%
Taiwan
422,7
17,78 kg
4,17 %
4,63%
Portugal
382,5
37,2 kg
9,95 %
14,97%
Kasachstan
381,7
20,88 kg
13,33 %
95,27%
Saudi-Arabien
323,1
9,56 kg
2,57 %
4,2%
Vereinigtes Königreich
310,3
4,66 kg
0,68 %
1,62%

Stand: Oktober 2020

Fazit

Wie diese Analyse zeigt, ist das Thema des Goldstandards sehr umfassend und aus den verschiedensten Facetten zu betrachten. Bedauerlicherweise die Beiträge, Beurteilungen und Deutungen heutiger Ökonomen vielfach zu tendenziös und zeugen von einem nur oberflächlichen Verständnis der Materie. Wie so oft liegt auch beim Goldstandard der Teufel im Detail.

Um nur schon die Geschichte einigermassen zu verstehen, bedarf es klarer Definitionen und Einordnungen. Erste diese ermöglichen es einem, über die Vor- und Nachteile eines Goldstandards gewinnbringend zu diskutieren. Mit dieser Veröffentlichung hoffen wir, auf konstruktive Weise zur Debatte rund um den Goldstandard beigetragen zu haben.

Ob die Welt – sprich die Staaten – jemals wieder zu einem Goldstandard zurückkehren werden? Wir wissen es nicht. Wer sich einmal von seinem goldenen Joch befreit hat, dürfte wenig Anreize haben, sich diesem wieder zu unterstellen. Vielleicht aber werden es die Staaten einmal tun müssen, um das Vertrauen wiederherstellen zu können. Dann nämlich, wenn der Fiat-Standard zu Ende kommt und sich wieder auf seine Wurzeln, das Gold, besinnen muss.

Wie es auch kommen mag, für den Anleger besteht schon heute die Option, sein Vermögen in Gold oder Silber zu halten. Für die sichere und segregierte Verwahrung bietet die Swiss Gold Safe schon heute den Goldstandard unter den Schliessfächern. Diese sind bankenunabhängig, bieten absolute Diskretion, sind versichert und in privatem Besitz.

Zusammenfassung:

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