Metalor – Vom Schweizer Walzwerk bis zum Global Player

Edelmetall-Raffinerie, Beschichtungen und Elektrotechnik

Metalor ist die erste Edelmetall-Raffinerie der Schweiz, die bereits 1934 von der London Bullion Market Association (LBMA) als zertifizierter Barrenhersteller gelistet wurde. Die Wurzeln des Unternehmens reichen zurück bis ins Jahr 1852, als die “Vorbereitenden Walzwerke” in Le Locle entstanden. Aus der regionalen Goldschmelzerei für Uhrengehäuse wurde innerhalb weniger Jahrzehnte ein multinationaler Konzern für hochwertige Bullionprodukte, exklusive Beschichtungen und präzise Elektrotechnik. Ein grosser Teil der Gewinne fliesst zudem in die eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung.

Edelmetallbarren aus Gold und Silber vor weisem Hintergrund
Edelmetallbarren gehören zu den wichtigsten Produkten von Raffinerien
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Die lange und bewegende Historie von Metalor

Martin de Pury & Cie gründet 1852 die “Preliminary Rolling Factory”, die Vorbereitenden Walzwerke in Le Locle im Schweizer Kanton Neuenburg. Damals sind insgesamt fünf Mitarbeiter für das Schmelzen und Walzen von Gold zuständig, das für die Herstellung von Uhrengehäusen benötigt wird. Die Abnehmer sind überwiegend lokale Uhrmacher. Wenige Jahre später, 1864 kauft die Banque du Locle den Betrieb mit ihren inzwischen 30 Angestellten auf. Die Edelmetallbestände umfassen zu dieser Zeit 40 Kilogramm Gold und 200 Kilo Silber. Der Schweizer Bankverein übernimmt 1918 den Besitz der Walzwerke, die 1936 in Métaux Précieux SA umbenannt werden.

Ein Meilenstein für das Unternehmen ist 1934 die Aufnahme als erste Schweizer Raffinerie in das Register der London Bullion Market Association (LBMA). Dies ermöglicht den internationalen Handel mit Gold- und Silberbarren. Dadurch avanciert Le Locle zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zum Zentrum der Schweizer Goldindustrie. In den Jahren 1938 und 1939 expandiert Métaux mit einer eigenen Forschungsabteilung und erschliesst unter der Marke “MP” mit Dentallegierungen einen neuen Markt für Edelmetalle.

Dringend benötigter Platz für Expansionen bringt das Unternehmen 1947 dazu, einen neuen Firmensitz mit Fabrik in Neuchâtel zu eröffnen. Mit einem weiteren Gebäudekomplex erhöht sich die Gesamtfläche 1953 auf 8’000 Quadratmeter, wodurch Affinierungen für Gold, Silber, Platin und Palladium durchgeführt werden können. Ab den 1960er-Jahren beginnt das Unternehmen international zu expandieren. Zunächst innerhalb von Europa und später bis in die USA und nach Asien. Die Raffination und Herstellung von Silberpulver steht zwischen 1989 und 1997 im Fokus.

Im Jahr 2003 wird der Name erneut geändert in Metalor Technologies International SA. In 2009 übernimmt die französische Privatgesellschaft Astorg Partners und 2016 das japanische Familienunternehmen Tanaka Kikinzoku. Im gleichen Jahr wird der Hauptsitz nach Marin in die Nähe der Schweizer Hauptraffinerie verlegt. Metalor und Tanaka Kikinzoku gehören zu den fünf Beratern der LBMA und des London Platinum and Palladium Market (LPPM). Im Rat sitzen ebenfalls Vertreter der Raffinerien Argor-Heraeus und PAMP aus der Schweiz sowie der Rand Refinery in Südafrika.

Die vier Geschäftsfelder von Metalor

Heute umfasst Metalor vier Wirtschaftsgruppen. In der Raffinerie werden sieben Edelmetallsorten aus primären und sekundären Quellen verarbeitet. Nach eigener Aussage erfolgt die Beschaffung der Metalle ausschliesslich aus Bezugsquellen, welche den strengen sozialen, ökologischen und ethischen Standards der LBMA entsprechen. Alle Edelmetalle werden zu Halbfertig- und Fertigprodukten umgewandelt. Dazu zählen gegossene und geprägte Barren für den Anlagemarkt sowie Goldgranulate, Silbergranulate, Pulver, Salze und Legierungen für Uhren und Schmuck. Diese Vorprodukte werden ebenfalls für Katalysatoren sowie die chemische und pharmazeutische Industrie hergestellt. Metalor handelt mit seinen Edelmetallen an allen wichtigen Märkten und Börsen wie LBMA, LPPM, SGE, COMEX, SBMA oder TOCOM. Zu den Kunden gehören Zentralbanken, Endkundenbanken sowie der Grosshandel und Fachhandel.

Darüber hinaus konzentriert sich das Geschäftsfeld der Edelmetallbeschichtungen auf Technologien in der Elektronik, Luftfahrt, Automobil, Photovoltaik oder Pharmazeutik. Weiterhin entwickelt und stellt Metalor elektrische Kontakte auf Silberbasis her, die für Schaltgeräte benötigt werden. Die vierte Gruppe befasst sich mit Forschung und Entwicklung, um neue Innovationen zu ermöglichen.

Bullionprodukte von Metalor mit Zertifikat

Metalor stellt überwiegend Goldbullionprodukte her. Dazu zählen 400 Unzen Good Delivery Barren, aber auch 1’000 Unzen Silberbarren für Zentralbanken und den Grosshandel. Überdies werden gegossene und geprägte Goldbarren für den Endkundenmarkt in Stückelungen von 1 bis 1’000 Gramm und mit einem Feingehalt von 999,9/1000 hergestellt. Die Auswahl an Silber-, Palladium- und Platinbarren ist eher begrenzt.

Die Edelmetallbarren von Metalor sind mit der speziellen Metalor-Punze gekennzeichnet. Dabei handelt es sich um die stilisierten Buchstaben M und P in einem auf der Spitze stehenden Dreieck, das 1952 kreiert wurde. Verausgabt werden die Barren einzeln im Blister inklusive Echtheitszertifikat.

“Wir werden weiterhin ethische Edelmetalle fördern, indem wir mit unseren Partnern und Lieferanten zusammenarbeiten, um die Rückverfolgbarkeit der Edelmetalle bis zum Endprodukt zu gewährleisten”, so Antoine de Montmollin, CEO Metalor.

Die Schweizer Raffinerie Metalor im Überblick

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