Seltene Erden – ein Anlageprodukt?
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Insgesamt 17 Elemente zählen zu den Metallen der Seltenen Erden. Dabei handelt es sich um Elemente des Periodensystems. Doch der Begriff täuscht, denn viele dieser Reinstoffe sind in der Erdkruste tatsächlich häufiger zu finden als etwa Gold oder Platin. Die Rohstoffe werden überwiegend in der Industrie genutzt und sind begehrt.
Die Metalle der Seltenen Erden – international auch Rare Earth Oxides (REO) genannt – sind bereits seit dem 18. Jahrhundert in Europa bekannt. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Begriff der «Seltenen Erdelemente» geprägt, da ihre Entdecker davon ausgingen, dass ihr Vorkommen eher als gering einzustufen ist. Zudem wurden sie aus Mineralien oxidiert, weshalb «Erden» als ältere Bezeichnung für Oxide gebräuchlich war.
Bei den chemischen Elementen der Seltenen Erden handelt es sich um relativ weiche Metalle von silberner Farbe. Ähnlich wie Silber und andere Weissmetalle laufen sie an der Luft schnell an. Sie weisen sich durch eine starke Elektropositivität und eine geringe Leitfähigkeit aus. Einige Metalle verfügen zudem über besondere Funktionen. So haftet Gadolinium ähnlich wie Eisen an Magneten und Lanthan besitzt die Eigenschaften eines Supraleiters.
Dabei kommen Seltene Erden nie allein vor, sondern stets im Verbund. Sie finden sich zu Gruppen ähnlicher Elemente zusammen. Daher lassen sich die 17 Erdelemente grob in die beiden Untergruppen der Cerit-Erden (Ordnungszahlen 58 bis 64) und Ytter-Erden (Ordnungszahlen 65 bis 71) unterteilen. Unterschieden werden zudem zwischen leichten und schweren Seltenen Erden.
Die seltenen Elemente im periodischen System
Durchschnittlich entfallen mehr als 95 Prozent der seltenen Erdmetalle auf die leichten Seltenen Erden Lanthan (57), Cer (58), Praseodym (59) und Neodym (60). Der weit geringere Anteil des Vorkommens wird durch die schweren Seltenen Erden Scandium (21), Yttrium (39), Promethium (61), Samarium (62), Europium (63), Gadolinium (64), Terbium (65), Dysprosium (66), Holmium (67), Erbium (68), Thulium (69), Ytterbium (70) und Lutetium (71) gebildet. Bis auf Scandium und Yttrium folgen alle Erdelemente im Periodensystem der Metalle auf das Lanthan, weshalb sie als sogenannten Lanthanoiden (älter Lanthanide) bezeichnet werden.
Was sind seltene Metalle?
Neben den leichten und schweren seltenen Erden sind im Periodensystem der Elemente ebenfalls seltene Metalle zu finden. Hierbei handelt es sich um sogenannte Übergangsmetalle. Diese zeichnen sich durch ihre besondere Fähigkeit zur Oxidation (Elektronenübergangsreaktion) aus und können farbige Verbindungen bilden. Zu den bekanntesten Übergangsmetallen zählen Niobium (Niob 41), Tantal (73), Kobalt (27), Indium (49), Zirconium (40), Gallium (31) und das Alkalimetall Lithium (3). Aufgrund ihrer überwiegend niedrigen Schmelzpunkte werden sie in der industriellen Fertigung zum Beispiel als Legierungszusätze für rostfreie Stähle eingesetzt.
Anders als die seltenen Erden haben seltene Metalle untereinander nur wenige Gemeinsamkeiten. Das lässt sich bereits daran erkennen, dass sie im Periodensystem (siehe oben) nicht beieinander liegen. Bei der Gewinnung im klassischen Bergbau kommen Niob und Tantal oft gemeinsam vor. Kobalt wird häufig als Nebenprodukt beim Kupfer- oder Nickelabbau gewonnen. Gallium und Indium sind eher als Ableger bei der Aluminium- und Zinkgewinnung zu finden.
Die seltenen Metalle sind als Rohstoffe nicht an der Börse notiert – abgesehen von Lithium-Indexfonds (ETFs) – daher definieren sich ihre Preise ausschliesslich über die Marktnachfrage. Hier zählt insbesondere Lithium zu den gefragtesten Rohstoffen. Es gilt aufgrund der Verwendung in Autobatterien (Lithium-Ionen-Zellen) unter anderem als Schlüssel zu E-Mobilität. Für viele verarbeitenden Unternehmen ist das Leichtmetall daher ein Prestigeprodukt, mit dem gerne geworben wird. Global werden jährlich rund 82’000 Tonnen Lithium produziert – Tendenz steigend. Allein 58 Prozent des weltweiten Bedarfs konzentrieren sich bei der Lithium-Produktion auf China.
Der Unterschied zwischen seltenen Erden und seltenen Metallen
Sowohl bei seltenen Erden als auch bei den Übergangsmetallen handelt es sich um Elemente, die in der Natur zwar häufig vorkommen, jedoch seltener in der benötigten Konzentration für einen wirtschaftlichen Abbau. Der klassische Bergbau stellt die Gemeinsamkeit beider Elementgruppen her. Doch die eigentlichen Gewinnungsprozesse der späteren Endprodukte sind von unterschiedlicher Komplexität. Zum Einsatz kommen verschiedene hydrometallurgische Verfahren, dem chemische Reagenzien folgen. Der Unterschied zwischen den seltenen Erden und den seltenen Metallen liegt also zum einen in der Verarbeitung sowie in der späteren Nutzung der Endprodukte.
Wo werden Seltene Erden abgebaut und verarbeitet?
Die Seltenen Erdelemente kommen nicht als reine Metalle oder Oxide vor, sondern werden aus Erzen gewonnen. Sie finden sich als Verbund insbesondere in den Mineralien Bastnäsit, Monazit und Xenotim. Ihr Vorkommen konzentriert sich im Wesentlichen auf Australien, Brasilien, China, Indien, Madagaskar, Myanmar, Russland, Thailand, USA und Vietnam. Wobei mehr als die Hälfte der weltweiten Förderung aus dem Minendistrikt Bayan Obo der inneren Mongolei Chinas stammt. Weitere für den Weltmarkt bedeutende Minen sind Mountain Pass im US-Bundesstaat Kalifornien und Mount Weld in West-Australien.
Im Jahr 2020 wurden laut Angaben von Statista* weltweit rund 240’000 REO-Tonnen gefördert. Davon entfielen 140’000 Tonnen auf China und 38’000 Tonnen auf die USA. Nennenswerte Mengen förderten darüber hinaus Myanmar (30’000) und Australien (17’000). Für die europäische Industrie ergibt sich dadurch eine weitere Abhängigkeit zu China als wichtigen Handelspartner.
Die Verarbeitung der Seltenen Erden erfolgt in der Regel direkt in den Minen sowie in zertifizierten Raffinerien. Da sich die einzelnen Metallelemente sehr ähnlich sind und oft nur über das Gewicht unterscheiden lassen, ist ihr Trennprozess besonders aufwendig. Der reine Anteil, der aus dem Erz gewonnen wird, beträgt je nach Mineralklasse zwischen 30 und 60 Prozent. Zudem unterliegt die Verfahrenstechnik strengen Umweltauflagen, da grundsätzlich eine geringe Konzentration des radioaktiven Elements Thorium (90) sowie andere Giftstoffe im Gestein enthalten sind.
Die Einsatzbereiche der Seltenen Oxide in der Industrie
Die Seltenen Metalloxide werden in vielen Industriezweigen benötigt. Sie kommen überall dort zum Einsatz, wo leistungsstarke Dauermagnete gefragt sind. Haupteinsatzbereiche sind Windkraftturbinen, Elektrofahrzeuge oder Kernspintomografen. Doch auch in Produkten der Medientechnik sind die chemischen Elemente weit verbreitet, wie etwa in Kopfhörern, Lautsprechern und Plasmabildschirmen sowie in Notebooks, Smartphones oder tageslichthellen LED-Scheinwerfern.
Experten gehen davon aus, dass Terbium, Dysprosium, Neodym und Co. die Zukunft gehört. Hightech-Anwendungen wie der Mobilfunkstandard 5G oder moderne Röntgentechnik sind ohne die Seltenerdmetalle heutzutage nicht mehr denkbar. Zudem ist die Nutzung erneuerbarer Energien ohne den Einsatz der leistungsstarken Rohstoffe nicht umzusetzen. Daher dürfte ihr Bedarf in den nächsten Jahrzehnten noch weiter zunehmen.
Welche der Seltenen Erdmetalle sind für Investoren interessant?
Für die Industrie und damit für den globalen Gebrauch sind insbesondere die vier Seltenen Erden Dysprosium, Neodym, Praseodym und Terbium von elementarer Bedeutung. Durch die weltweit hohe Nachfrage stellen diese strategischen Metalle ebenfalls wichtige Investmentprodukte dar. Dafür spricht die grosse Wertdichte der isolierten Oxide. Ähnlich wie Gold oder Silber verlieren sie nie ihren Wert und können immer wieder zu neuen Produkten verarbeitet werden. In Barren gegossen oder in Pulverform lassen sich die Seltenerd-Oxide perfekt lagern und können nahezu von jedem Industriezweig weiterverarbeitet werden.
Weit verbreitet ist heutzutage bereits das Investment in Aktien der Minengesellschaften. Darüber hinaus können Anleger in spezielle Aktienfonds und Index-Zertifikate in den Markt der Seltenen Erden investieren. Zunehmend ist auch ein Direktinvestment über Metallhändler in physische Oxide möglich. Dabei bieten die Handelshäuser unterschiedliche Stückelungen und Gebinde an, zum Beispiel zu ein oder zehn Kilogramm. Verkauft wird überwiegend an die Industrie, aber auch an Privatanleger.
Der Kauf Seltener Erden stellt ein alternatives Investment dar. Dabei bieten die Sachwerte eventuelle Vorteile gegenüber Aktien oder anderen Edelmetallen. Die Seltenerdoxide werden nicht oder wenig an der Börse gehandelt. Ihr Preis richtet sich mehrheitlich nach Angebot und Nachfrage im Kassamarkt.
- Auf Originalgebinde achten: Experten raten Anlegern dazu, Seltene Erden als Oxide in Pulverform mit hoher Reinheit von 99 Prozent zu erwerben. Diese Handelsform wird allgemein von der Industrie bevorzugt, da sie sich beliebig weiterverarbeiten lässt. Zudem zeichnet sie sich durch ihre hervorragenden Lagereigenschaften aus. Wichtig sind zudem herkömmliche Gebindegrössen in Originalverpackungen. Diese beinhalten in der Regel gleich die benötigten Herkunfts- und Qualitätsanalysen – ohne diese Angaben muss mit deutlichen Abschlägen beim späteren Verkauf gerechnet werden.
Preisentwicklung der letzten Jahre
Zwar sind Seltene Erdelemente als Investmentprodukte noch nicht so weit verbreitet, doch könnte sich hier eine neue Anlageklasse abzeichnen. Das spiegelt ebenfalls die Preisentwicklung der letzten Jahre wider. Da im Bereich der Seltenen Erden durch die fehlende Börsenberechnung keine Kursübersichten wie bei Gold oder Silber üblich sind, lässt sich die Entwicklung nur prozentual und mit ungefähren Werten darstellen. Die tatsächlichen Preise sind immer von der Kaufmenge und der aktuellen Nachfrage abhängig. Daher kann es sein, dass bei einem Verkauf von seltenen Erden auch längerfristig kein Käufer gefunden werden kann, vor allem für grosse Mengen. Anlegen müssen dies in ihrer Anlageentscheidung unbedingt bedenken.
Auf die fachgerechte Lagerung kommt es an
Wie bei allen Sachwerten von hoher Wertdichte empfiehlt sich auch für das Anlageprodukt der Seltenen Erden eine fachgerechte und versicherte Lagerung. Ausserhalb des Bankensystems ist dies zum Beispiel in der Schweiz beim spezialisierten Lagerunternehmen Swiss Gold Safe möglich. Hier können Anleger Seltene Erden segregiert lagern. Das bedeutet, dass Investoren exakt die Produkte zurückerhalten, die sie ursprünglich eingeliefert hatten. Gerade bei den Seltenerdmetallen ist dies wichtig, um den hohen Qualitätsanspruch industrieller Verwerter bedienen zu können.
Daneben bietet Swiss Gold Safe ebenfalls die Unterbringung Seltener Erden im Zollfreilager an. Dies ermöglicht Anlegern Kauf, Verkauf und Lagerung ohne Mehrwertsteuer – unabhängig von der Haltedauer.
- Sie möchten in Seltene Erden investieren und suchen ein professionelles Lagerunternehmen? Lassen Sie sich von Swiss Gold Safe beraten.
Seltene Erden im Überblick
- Die 17 Seltenen Erden gehören zum Periodensystem der chemischen Elemente.
- Sie kommen im Verbund mit anderen Metallen in den Mineralien der Erdkruste vor.
- Hauptförderländer sind China, USA und Australien. Die Seltenerdmetalle werden nach der Gewinnung direkt in den Minen verarbeitet.
- Eingesetzt werden die Oxide in vielen industriellen Bereichen, wie Windenergie, Automobiltechnik oder in der Hightech-Produktion.
- Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach strategischen Metallen wie Dysprosium, Neodym, Praseodym oder Terbium, die ebenfalls als physische Anlageprodukte am Markt sind.
- Seltene Metalle sind als Investitionsprodukte abgesehen von Lithium-Fonds weniger bekannt. Hierbei handelt es sich um Übergangsmetalle, die überwiegend als Korrosionsschutz von Stählen genutzt werden.
- Unter den seltenen Metallen wird Lithium am häufigsten von der Industrie nachgefragt. Es dient unter anderem zur Herstellung langlebiger Autobatterien.
- Wichtig sind Originalgebinde und eine professionelle Lagerung, die den Werterhalt sowie den uneingeschränkten Verkauf der Seltenen Erden sichert.