Rohgold kaufen – Experten raten zur Vorsicht

Eignen sich Gold Doré Barren als Kapitalanlage?

Gold gilt für viele Anleger als sicheres Investment, das insbesondere in Krisenzeiten verstärkt nachgefragt wird. Es dient in einer wirtschaftlichen Flaute vielfach als Inflationsschutz oder allgemein zur Diversifikation mit anderen, eher risikobehafteten Geldanlagen. Doch Gold ist nicht gleich Gold, denn wenn das Edelmetall den besonderen Ansprüchen als eiserne Reserve gerecht werden soll, muss es von hoher Reinheit sein. Wie aber verhält es sich mit Rohgold, das immer mal wieder im Internet als lukrative Kapitalanlage angeboten wird?

Offeriert werden dann sogenannte Doré Goldbarren, die laut Werbeversprechen nicht nur eine garantierte regelmässige Rendite einbringen, sondern auch noch eine Wertsteigerung beinhalten sollen. Bei diesen und ähnlichen Anlagemodellen sind in der Regel hohe Mindestbeträge im Spiel. Im Goldinvestment inbegriffen ist häufig ebenfalls die Verwahrung in einem Hochsicherheitslager. Doch eine derart sichere Geldanlage ist zu schön, um wahr zu sein. Deshalb raten Experten davon ab und stufen die Angebote überwiegend sogar als Betrug ein. Seriöse Edelmetallfachhändler distanzieren sich von Doré Barren und bieten ihren Kunden ausschliesslich Feingold zum Kauf an. Darüber hinaus gibt es rund um das Thema Rohgold noch viele weitere Punkte zu beachten.

Bergbauwagen auf Gleisen in einem Bergwerk
Früher wurde das Gold mithilfe solcher Wagen in den Minen transportiert
© Goldmine Sessa

Was ist Rohgold und wie wird es hergestellt?

In der Goldgewinnung wird grob zwischen zwei verschiedenen Arten unterschieden: Bei Goldnuggets handelt es sich um reines Gold, das sofort weiter verarbeitet werden kann. Doch die Zeiten der grossen Goldfunde liegen bereits viele Jahrzehnte zurück. Heutzutage wird Gold überwiegend durch den Abbau von erzhaltigem Gestein gewonnen – ein Prozess, der nicht nur langwierig, sondern auch aufwendig ist.

Das goldhaltige Erz wird häufig zunächst mit Stahlkugeln zermahlen und anschliessend per nass-chemischer Scheidung von Staub und Dreck befreit. Eine Waschung mit Königswasser, Salpetersäure oder chlorhaltiger Salzsäure löst die Edelmetalle von den unedlen Erzen. Schliesslich wird es durch Schmelzelektrolyse oder mithilfe von chemischer Extraktion ausgeschieden. Das so entstandene Industriegold wird durch Erhitzung verflüssigt und in Rechteckformen gegossen, die nach dem Herauslösen als Doré Barren bezeichnet werden. Darin enthalten sind jedoch noch andere edle Metalle wie Kupfer, Platin oder Silber. Der Goldanteil liegt daher nur bei etwa 80 Prozent. Damit ist dieses Rohgold als Anlageobjekt eher ungeeignet.

Um die Edelmetalle von einander zu trennen und reines Gold von bis zu 99.99 Prozent zu erhalten, müssen die Rohgoldbarren in verschiedenen Scheideprozessen weiter verarbeitet werden. Die gebräuchlichsten Verfahren sind eine Chlor-Reinigung (Miller-Verfahren genannt) oder das kostenintensivere Elektrolysebad (Wahlwill-Verfahren). Über Reinheit und Güte des Goldes wacht die London Bullion Market Association (LBMA). Die Organisation definiert die Standards für Good Delivery Barren. Nur Scheideanstalten, welche die hohen Anforderungen der LBMA erfüllen, werden in der Good Delivery List für gewissenhafte Hersteller geführt. In der Schweiz befinden sich allein vier der fünf weltgrössten Goldaffinerien mit LBMA-Zertifikat.

Was sind Doré Barren?

Bei Doré Barren handelt es sich also bei weiten noch nicht um reines Gold, das dem Wert von Feingoldmünzen oder -barren entsprechen würde. Vielfach wird es auch als Industriegold bezeichnet oder als Minengold. Genau genommen ist es ein Vorprodukt aus Gold, das von spezialisierten Edelmetallaffinerien durch entsprechende Scheideverfahren zu Endprodukten verarbeitet wird.

Dennoch gelten Doré Ingots oder auch unformatiertes Rohgold als klassische Handelsware, die von Minenbetreibern vertrieben wird. Das standardisierte, aber unverarbeitete Rohgold wird in erster Linie von Scheideanstalten nachgefragt und ist nicht dazu vorgesehen, in den Endkundenmarkt zu gelangen. Im Edelmetallfachhandel ist es daher selten bis gar nicht zu finden. Goldinvestoren könnten Doré Barren somit allenfalls bei Gross- oder Zwischenhändlern erwerben. Es ist also Vorsicht vor unseriösen Kaufmöglichkeiten geboten.

Betrug mit Gold Doré Barren

In die Schlagzeilen gerieten 2022 zwei Unternehmen aus der Schweiz. Darüber berichtete unter anderem die Stiftung Warentest in ihrem Artikel. In Hochglanzbroschüren und im Internet warben die Anbieter mit dem Investment von rohem Gold im Direktkauf. Weiterhin wurden jährliche Renditen garantiert und sogar Wertsteigerungen in Aussicht gestellt. Das Rohgold würde im Namen der Kunden gekauft und bis zur Weiterverarbeitung in Raffineriebetrieben der Schweiz gelagert. Dabei ist allgemein bekannt, dass eine Investition in physisches Gold keine regelmässigen Ausschüttungen abwerfen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass die Weiterverarbeitung von Rohgold zu Feingold wie oben beschrieben sehr kostenintensiv ist. Weiterhin ist anzumerken, dass der Goldpreis aufgrund der Angebot- und Nachfrage-Situation hohen Schwankungen unterworfen ist. Wenngleich auch der Spotkurs für eine Feinunze Gold (entspricht 31.103 Gramm) seit 2019 stetig ansteigt. Laut Analysten kann jedoch nicht von einer automatischen Wertsteigerung ausgegangen werden. Nicht zuletzt verlangt die Lagerung von Gold hohe Sicherheitsvorkehrungen.

Experten prüften die Angebote der Firmen und kamen zu dem Schluss, dass es sich um unseriöse Kaufverträge handelte, die überdies mit hohen Kosten für die Anleger verbunden waren. Dazu zählen Vermittlungs- und Lagergebühren sowie Aufschläge der Raffinerien im Falle einer Auslieferung in Feingold. Verglichen mit gängigen Feingoldangeboten lässt sich deutlich günstiger in Edelmetalle investieren, als dies mit Rohgold oder Gold Doré Barren möglich ist, so das Fazit der Prüfer.

Worin unterscheiden sich Rohgold und Goldgranulat?

Auf dem ersten Blick betrachtet, ist Goldgranulat kein fertiges Endprodukt. Es wird hauptsächlich dazu genutzt, Schmuckstücke herzustellen oder daraus Goldmünzen oder Goldbarren zu produzieren. Deshalb könnte es leicht mit Rohgold verwechselt werden. Tatsächlich handelt es sich bei Goldgranulat um besonders reines Gold mit einem Feingehalt von in der Regel 999,9/1000. Die feinen Goldklümpchen haben bereits den Scheidungsprozess von anderen Edelmetallen durchlaufen. Das verflüssigte Gold wird bei der Herstellung von Granulat durch ein grobes Sieb geleitet und tropft als Perlen in ein mit kaltem Wasser gefülltes Bassin, wo es erstarrt.

Bild eines Goldnuggets aus Venezuela vor weissem Hintergrund
Rohgold besitzt weder die Feinheit von Gold-Granulat noch von Goldnuggets
© Björn Wylezich - stock.adobe.com

Rohgold ist dagegen ein von Schmutz und unedlen Mineralien gereinigtes Erz, das in der Regel maximal aus 80 Anteilen Gold sowie weiteren Edelmetallen besteht. Während es sich bei Goldgranulat alternativ um ein Produkt für erfahrene Anleger handelt, ist Rohgold ausschliesslich ein industrielles Vorprodukt für Scheideanstalten.

Rein theoretisch könnten Doré Gold Barren auch als Wertanlage betrachtet werden, wenn Investoren direkt an Affinerien verkaufen könnten. In der Praxis gibt es hierfür jedoch keinen Markt, da die Scheideanstalten im Grunde direkte Verträge mit den Goldminenbetreibern oder deren Grosshändlern abgeschlossen haben. Denn um das begehrte LBMA-Zertifikat zu erhalten, müssen Hersteller von Feingoldanlagen unter anderem eine lückenlose Herkunftskette nachweisen können. Privatanleger, die dennoch Rohgold erwerben, müssen damit rechnen, es nicht mehr verkaufen zu können oder mit hohen Abschlägen kalkulieren.

Was ist bei der Einfuhr von Rohgold in die Schweiz zu beachten?

Vorsicht ist auch beim Kauf von Rohgold aus dem Ausland und anschliessender Einfuhr in die Schweiz geboten. So hat das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) festgelegt, dass ausschliesslich Handelsprüfer Doré Barren aus dem Bergbau einführen dürfen. Das hat den Hintergrund, dass in der Schweiz generell hohe Anforderungen an die hiesigen Prüfer-Schmelzer gelten, welche sowohl die Qualitätsmerkmale als auch die Einhaltung von Sorgfaltspflichten betreffen. Die Handelsprüfer müssen bei der Einfuhr von Schmelzprodukten aus dem Ausland sicherstellen, dass diese Bestimmungen eingehalten sind. Wenn Sie also als Privatanleger Rohgold mit in die Schweiz nehmen möchten, ist davon auszugehen, dass die Ware beim Zoll beschlagnahmt wird.

Überdies dürfen derzeit nur Schmelzprodukte in die Schweiz eingeführt werden, die von Herstellern stammen, die auf den offiziellen Good Delivery Listen von LBMA und LPPM (London Platinum and Palladium Market) aufgeführt sind. Klassische Bankedelmetalle unterliegen jedoch nicht diesen Bestimmungen. Da sie frei handelbar sind, können sie ohne Einschränkungen eingeführt werden.

Wissenswertes über Rohgold und Doré Barren in der Übersicht

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