Die Bedeutung von Fairtrade Gold und anderen Green-Konzepten
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Nachhaltig produzierte Edelmetalle und die Anforderungen einer modernen Welt
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das nach und nach alle Bereiche des Lebens betrifft. Auch in der Edelmetallbranche gewinnt es seit einigen Jahren zunehmend an Bedeutung. Dabei stehen insbesondere die ökologischen und sozialen Folgen der primären Goldgewinnung und -verarbeitung im Fokus. Die grössten Unterschiede ergeben sich durch den direkten Vergleich zwischen dem professionellen Goldabbau von Grossunternehmen und der Situation der Kleinbergbauern mit unterschiedlichen Auswirkungen auf das Ökosystem. Im Trend liegen sogenannte Green-Gold-Konzepte wie “Fairtrade Gold”, welche hohen Umwelt- und Sozialstandards folgen. Daneben steht das Edelmetall-Recycling als Paradebeispiel für Umweltfreundlichkeit und Synonym für faire Arbeitsbedingungen.
Grünes oder ethisches Gold ist in der Gesellschaft längst angekommen und hat sich einen festen Platz bei Käufern von Bulliongold und hochwertigen Schmuckstücken erobert. Der interessierte und gut informierte Konsument legt in einer modernen Welt Wert darauf zu erfahren, woher das Gold, in das er sein gutes Geld investieren möchte, stammt und unter welchen Bedingungen es zum jeweiligen Endprodukt verarbeitet wurde. Es handelt sich gewissermassen um ein Gütesiegel, das bei entsprechender Nachfrage den Wert der Produkte heben kann. Transparenz ist hier das Schlüsselwort, die der Endkunde im Grunde nur im Fachhandel finden kann.
Um dies zu gewährleisten, verlässt sich insbesondere der Edelmetallfachhandel bei der Angebotsauswahl seiner Goldbarren und Goldmünzen auf lang etablierte Überwachungsinstanzen wie zum Beispiel die London Bullion Market Association (LBMA). Die normsetzende Organisation für den globalen Edelmetallgrosshandel sorgt mit ihren klar definierten Standards dafür, dass Integrität und Transparenz in der Edelmetallindustrie gewahrt werden. So geniessen LBMA-eingetragene Hersteller mit ihrem zertifizierten Gold ein gleichermassen hohes Ansehen bei Händlern wie Endkunden. Einen ähnlich bedeutenden Stellenwert in der Edelmetallbranche nimmt der World Gold Council ein. Die internationale Lobby-Organisation der Goldbergbauindustrie setzt sich für den verantwortungsvollen und nachhaltigen Goldabbau ein. Es stellt sich die Frage, ob angesichts solch gewichtigen Gremien überhaupt noch Bedarf an weiteren unabhängigen Öko-Konzepten besteht und was deren Vorteile sind.
Was ist Fairtrade Gold?
Die Organisation «Fairtrade» setzt sich weltweit für einen fairen und kontrollierten Handel ein, bei dem die Erzeuger für ihre Produkte definierte Mindestpreise erhalten. Die Freihandelsbewegung konzentriert sich insbesondere auf Waren, die aus Entwicklungsländern in Industriestaaten exportiert werden. Dabei umfasst der faire Handel gleichermassen landwirtschaftlich Erzeugnisse wie Produkte des Handwerks und der Industrie. Innerhalb der Industrieerzeugnisse nimmt Fairtrade Gold einen wichtigen Bereich ein.
Fairtrade Gold steht für eine nachhaltige Zukunft im kleingewerblichen Goldbergbau. Die Unternehmen erhalten das begehrte Siegel, wenn sie sich an die strengen Auflagen der Organisation hinsichtlich Arbeits- und Gesundheitsschutz der Bergarbeiter und der Umweltschutzkriterien halten. Dadurch soll der Einsatz schädlicher Chemikalien wie Quecksilber vermieden werden, die Mensch und Umwelt schaden. Ausserdem ist illegale Kinderarbeit in den Fairtrade-zertifizierten Goldminen streng verboten, die im Kleinbergbau ansonsten häufig auftritt. Da die Goldförderung oft unformalisiert und illegal erfolgt, sind Gewalttaten, Landraub und Schmuggel keine Seltenheit. Deshalb setzt sich die Organisation mit ihrem “Fairtrade-Gold Standard” für eine Legalisierung und Formalisierung des Abbaus ein sowie für bessere und sichere Arbeitsbedingungen.
Die Einhaltung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Standards wird direkt vor Ort durch die unabhängige Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT kontrolliert. Dabei handelt es sich um eine eigenständige Tochtergesellschaft von Fairtrade International. Zertifiziert werden Hersteller und Händler in rund 115 Ländern.
Weitere Konzepte für nachhaltig produzierte Edelmetalle
Zusätzlich zu Fairtrade Gold sind weitere Öko-Gold Konzepte bekannt. Dazu gehört das Lable «Auropelli Responsible Gold» das in Kooperation der beiden Scheideanstalten Valcambi aus der Schweiz und ESG aus Deutschland entstanden ist. Unter der Marke werden Goldbarren in den Gewichtseinheiten von 1 bis 100 Gramm hergestellt. Jedoch stammt das verwendete Gold nicht aus Entwicklungsländern, sondern aus traditionellen Goldanbaugebieten der USA.
Darüber hinaus engagiert sich Valcambi mit seiner Marke «Green Gold» für Goldprodukte aus nachhaltiger Förderung. Dabei ist der gesamte Herstellungsprozess losgelöst von den übrigen Produktionen, die nicht dieser speziellen Zertifizierung unterliegen. Valcambi nennt diese Produktlinie: Green Gold Supply Chain (Lieferkette Grünes Gold). Hergestellt werden Goldbarren der Gewichtsklassen 1 bis 100 Gramm sowie 1 Kilogramm für den Endkundenmarkt.
Erwähnenswert ist zudem die «Fairmined-Zertifizierung» aus Kolumbien. Dabei handelt es sich um die gemeinnützige Organisation Alliance for Responsible Mining (ARM). Sie setzt sich dafür ein, dass zertifizierte Hersteller hohe Sozialprämien von bis zu 6’000 US-Dollar je Kilogramm Gold erhalten. In Europa wird Fairmined Gold in Form von Barren und Münzen vom deutschen Unternehmen Fairever vertrieben.
Fairtrade Gold: Echte Alternative oder Greenwashing?
Für viele Privatkäufer von Goldprodukten stellt sich die Frage, ob der Erwerb von Fairtrade Gold oder anderem Öko-Gold tatsächlich Vorteile bringt oder ob es sich lediglich um ein cleveres Marketing der Anbieter handelt. Fakt ist, dass die Umwelt sehr stark negativ belastet ist durch den Einsatz von giftigen Chemikalien, die häufig bei der Goldgewinnung verwendet werden. Die illegale Abholzung und Rodung von Regenwäldern, die für unser Ökosystem dringend benötigt werden, ist ein weiterer schwerwiegender Aspekt. Mangelnde Sozialsysteme, Hungerlöhne, Kinderarbeit und Korruption können den internationalen Goldhandel in Verruf bringen.
Die oben genannten Organisationen setzen sich dafür ein, dass diese Zustände unterbunden werden. Wer also ethisches Gold mit einem entsprechenden Siegel kauft, kann sich sicher sein, keine Produkte aus umwelt- und sozialkritischer sowie unkontrollierter Herstellung zu erwerben. Darüber hinaus wird das Engagement der kleingewerblichen Unternehmen durch den Kauf dieser Produkte unterstützt. Interessierte müssen jedoch beachten, dass die zertifizierten Barren und Münzen in aller Regel mit deutlich höheren Aufschlägen gehandelt werden. Zudem ist wichtig zu wissen, dass gerade einmal zehn Prozent der gesamten weltweiten Goldförderung von Kleinbergbauern stammt. Der Rest wird von grossen Minen und Konzernen generiert, die nach internationalen Standards arbeiten (siehe dazu den nächsten Abschnitt über die LBMA).
Solange es sich beim Green-Gold um ein jederzeit transparentes Verfahren zur Förderung und Verarbeitung von Edelmetallen handelt und die gesetzten Standards eingehalten werden, lässt sich Greenwashing (Grünfärben) nach Meinung vieler Experten ausschliessen. Wichtig ist dabei, dass das Gold nicht im Nachhinein durch Geldspenden für andere ökologische Projekte “reingewaschen” wird. Ein auf diese Weise gekauftes “grünes” Image, ohne dass sich die Firmen tatsächlich für die Umwelt engagieren, hat nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Wie bereits erwähnt, Transparenz ist das Schlüsselwort.
Als problematisch aus Sicht privater Investoren gilt allgemein, den Überblick über die unterschiedlichen Zertifizierungen und Siegel zu behalten und diese für den eigenen Anspruch einzuordnen. Hier kann das Gespräch mit dem Edelmetallfachhändler helfen, der gezielt beraten kann.
Die LBMA und der Good Delivery Standard
Mit etwa 3’600 Tonnen jährlich wird der weitaus grössere Anteil des globalen Goldbedarfs aus dem Abbau grosser Goldminen gewonnen. Doch was für die kleinen Unternehmen gilt, trifft im besonderen Masse auch auf die Minenkonzerne zu. Wie stark die Umwelt belastet wird, ist erkennbar, wenn man sich vor Augen führt, dass für nur zwei bis zehn Gramm Gold etwa eine Tonnen Gestein umgewälzt werden müssen.
Hier setzen sich Organisationen wie die London Bullion Market Association oder kurz LBMA für die Einhaltung von Standards ein, welche die Förderung und Weiterverarbeitung von Edelmetallen in allen Phasen regelt. Die Vereinigung koordiniert den internationalen Goldhandel am grössten börsenfernen Handelsplatz, dem London Bullion Market. Dort sind nur Goldbarren von Herstellern zum Handel zugelassen, die zuvor in einem aufwendigen und langjährigen Prozess von der LBMA zertifiziert wurden.
So legt die LBMA seit 1919 die gültigen Standards für die sogenannten Good Delivery Barren fest. Die Spezifikationen umfassen eine Reihe von Regeln, welche die physischen Eigenschaften von Edelmetallbarren beschreiben. Good Delivery Goldbarren haben ein Gewicht von 400 Unzen oder 12,5 Kilogramm, bei nur geringfügig erlaubten Abweichungen, die durch das Gussherstellungsverfahren auftreten können. Sie dürfen nur unter Lizenz der LBMA hergestellt werden. Weiterhin sind die Abmessungen vorgegeben sowie der Feingehalt, der mindestens 995/1000 betragen muss. Vorgesehen sind die gewichtigen Standardbarren für den Grosshandel und für Zentralbanken zur Kapitalbesicherung. Für private Käufer bieten die zertifizierten Hersteller Goldbarren oder Goldmünzen in kleineren Gewichtseinheiten an.
Doch für die LBMA-Zulassung sind noch weitere Kriterien als Grösse, Gewicht und Feingehalt ausschlaggebend. Hersteller, die eines der begehrten Handelszertifikate erwerben möchten, müssen seit mindestens fünf Jahren am Markt sein und wenigstens drei Empfehlungen von bestehenden LBMA-Mitgliedern vorweisen. Weiterhin muss das jährliche Produktionsvolumen geringstenfalls zehn Tonnen betragen. Vorgegeben ist ein Nettovermögen von mindestens 15 Millionen britische Pfund, also etwa 17,3 Millionen Schweizer Franken. Darüber hinaus muss das Unternehmen Compliance- und Risk-Management-Richtlinien vorweisen und die KYC-Prinzipien (Kundenkenntnisse) der LBMA erfüllen. Bewerber verpflichten sich ausserdem zur Einhaltung von Grundprinzipien einer nachhaltigen Edelmetallgewinnung und -verarbeitung.
Das Responsible Sourcing Programme der LBMA
Beim Responsible Sourcing Programme der LBMA handelt es sich um einen Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Herstellungspraktiken, der Vertrauen in den globalen Markt schaffen soll. Er besagt, dass alle Edelmetalle, die auf dem Grosshandelsmarkt gehandelt werden, aus gewissenhaften Quellen stammen müssen. Gold aus Konflikt- und Risikogebieten muss gewissenhaft beschafft werden. Es darf nicht zur Terrorismusfinanzierung, Geldwäscherei oder Menschenrechtsverletzungen beitragen. Zertifizierte Hersteller werden alle 12 Monate einer unabhängigen Prüfung unterzogen. Die Nichteinhaltung des LBMA-Programms führt zur Streichung des Unternehmens von der Good Delivery List.
OECD-Richtlinien und die fünf Stufen des Due Diligence Frameworks
Das Resposible Sourcing Programme orientiert sich an den Rahmenbedingungen des OECD-Leitfadens zur Sorgfaltspflicht im Umgang mit Lieferketten von Mineralien, die aus Krisen- und Konfliktregionen gewonnen werden. Unterteilt sind sie in die fünf Punkte:
- Stufe 1: Implementierung und Einsatz von leistungsstarken Management-Systemen.
- Stufe 2: Feststellung und Bewertung von Risiken in der Lieferkette.
- Stufe 3: Entwicklung und Durchführung einer Management-Strategie zum Umgang mit identifizierten Risiken.
- Stufe 4: Einbeziehung von unabhängigen Dritten in die jährliche Überprüfung der Lieferketten.
- Stufe 5: Öffentliche Berichte über die Einhaltung der Sorgfaltspflicht im Umgang mit Lieferketten.
Die Good Delivery List der LBMA und die Bedeutung für Endkunden
Nur Hersteller, die alle Vorgaben der LBMA erfüllen und das Zertifikat erhalten, sind zum Goldhandel am London Bullion Market zugelassen. Sie werden in der Good Delivery List der Organisation aufgeführt, die ständig aktualisiert wird. Diese Liste kann von Edelmetallfachhändlern und Endkonsumenten gleichermassen eingesehen werden. Leider gibt es jedoch kein LBMA-Siegel, mit dem die Produkte gekennzeichnet sind. Zu den gelisteten Produzenten in der Schweiz gehören Argor-Heraeus, Metalor, Pamp, Precinox und Valcambi. Für Goldkäufer bedeutet dies: Wenn sie Goldbarren oder Goldmünzen von LBMA-zertifizierten Herstellern erwerben, können sie sich auf Qualität, transparent nachvollziehbare Lieferwege sowie die Einhaltung hoher Umweltschutz- und Sozialauflagen verlassen.
Das Ansehen von zertifizierten Herstellern
Herstellerzertifikate wie von der LBMA, Fairtrade oder Green Gold haben im Edelmetallfachhandel einen hohen Stellenwert. Insbesondere Goldprodukte von LBMA-zertifizierten Herstellern werden nahezu von allen Fachhändlern oder Banken angeboten und sind weltweit akzeptiert. Das Gütesiegel steht für Qualität und Reinheit des Goldes, für faire Arbeitsbedingungen, hohes Umweltbewusstsein und insbesondere für einwandfreie Lieferketten.
Fairtrade Goldprodukte sind hingegen oft nur im ausgesuchten Fachhandel zu finden. Das liegt an dem eher eingeschränkten Angebot und an teilweise längeren Lieferzeiten. Und nicht selten kommt es vor, dass Serien aufgrund von generellen Lieferschwierigkeiten vorübergehend oder sogar ganz eingestellt werden müssen. Wesentlich stabiler und umfangreicher ist das Angebot an Produkten aus nachhaltigen Programmen von renommierten Scheideanstalten.
Allerdings wirken sich die Zertifikate direkt auf die Preisgestaltung hinsichtlich Aufgelder und Spread aus. Denn anders als bei Grossserien oder gängigen, häufig nachgefragten Barren und Münzen müssen Käufer in aller Regel für Sonderprägungen etwas tiefer in die Tasche greifen. Das hängt mit dem erhöhten Aufwand bei der Produktion und dem Transport zusammen. Durch die überwiegend geringen Auflagen des Ökogoldes fällt der Spread (Differenz zwischen Ein- und Verkaufspreis) für Händler oft geringer aus als bei LBMA-Gold. Dadurch ist diese Produktgruppe für Fachhändler hinsichtlich ihrer Einnahmen weniger attraktiv. Dennoch ist ethisches Gold als Alternative und Erweiterung des Angebots nicht uninteressant, denn Fachhändler können ihren Kunden mehr Auswahl und einen besseren Service bieten.
Recycling kontra Bergbau
Gold gehört zu den wenigen Rohstoffen, die sich immer wieder verwenden lassen. Und da die Goldgewinnung ein aufwendiger Prozess ist, kommt dem Edelmetall-Recycling eine hohe Bedeutung zu. Hier wird jedoch zwischen hochwertigem Altgold wie etwa Schmuck, alten Münzen oder Zahngold und minderwertigem Altgold aus Elektronikschrott unterschieden. Aus Umweltschutzaspekten benötigt das Gold-Recycling deutlich weniger Energie als der Bergbau. Das Verhältnis liegt in etwa beim Faktor 600. Das heisst es wird zirka 600 Mal mehr Energie für die Gewinnung und Verarbeitung eines Kilogramms Gold im Bergbau versus im Recycling benötigt. Für Käufer von Bulliongold ist es wichtig zu wissen, dass recyceltes Gold nicht etwa minderwertig ist. Es hat den gleichen, hohen Feingehalt von nicht selten 999,9 Tausendstel wie Gold, das aus primären Quellen stammt. Auch beim späteren Wiederverkaufswert wird nicht zwischen Sekundärgold und Primärgold unterschieden.
Insbesondere in Europa gibt es zahlreiche Scheideanstalten, die auf das Recycling von Gold und anderen Edelmetallen spezialisiert sind oder es zusätzlich zur Verarbeitung von Primärgold betreiben. Dazu zählen zum Beispiel Valcambi aus der Schweiz, die deutschen Scheideanstalten C. Hafner oder Heimerle + Meule sowie Münze Österreich oder Umicore aus Belgien. Mit dem Circlear-Progamm von Argor-Heraeus hat der Schweizerisch-Deutsche Refiner zudem eine besonders ressourcenschonende Rückgewinnungs-Methode entwickelt.
Von solchen Werten kann die Minenproduktion nur träumen. Zwar optimieren die Betreiber ihre Verfahren ständig, doch zählt die Primärgoldgewinnung zu den energieintensivsten Branchen überhaupt. Das trifft, wenn auch in reduzierter Form auch auf die Kleinbergbauern zu. Unter diesem Gesichtspunkt stellt sich die berechtigte – wenn auch hypothetische Frage – ob dann nicht zugunsten der Umwelt weitgehend auf den Bergbau verzichtet werden könnte. Die Frage ist schnell beantwortet. Denn nur rund 30 Prozent (1’300 Tonnen) des jährlichen Gesamtbedarfs weltweit bestehen heute aus recyceltem Gold. Der Rest wird aus primären Quellen gewonnen. Oder anders formuliert. Es würde ein erhebliches Defizit entstehen.
Beachtenswert ist zudem, dass der klassische Goldabbau viele Arbeitsplätze schafft, oft in Regionen, in denen es sonst keine Jobs gibt. Er sichert somit die Existenz zahlreicher Familien. Entscheidend sind neben dem Umweltschutz dabei jedoch Vergütung und Arbeitsbedingungen – insbesondere im kleingewerblichen Goldbergbau.
Überdies hat sich der gewissenhafte und kontrollierte Minenbergbau in den letzten Jahrzehnten enorm gewandelt. Alte, ausgeschöpfte Minen werden stillgelegt und zurückgebaut für eine umweltfreundliche Renaturierung. Darüber hinaus setzen die Unternehmen heutzutage moderne Technologien ein, wie die Goldsuche per Satellit. Sie möchten mehr darüber erfahren?
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Mehr InformationenWorld Gold Council
Der World Gold Council (WGC) wurde 1987 als Mitgliederorganisation globaler Bergbauunternehmen gegründet. Die Vereinigung setzt sich dafür ein, dass Gold den Status eines strategischen Vermögenswerts erhält. Überdies trägt der WGC dazu bei, die Zukunft einer verantwortungsvollen, nachhaltigen und zugänglichen Goldversorgungskette zu gewährleisten. Hierzu entwickelt ein internationales Team aus Forschern und Analysten unterschiedlichste Anwendungsbereiche und Möglichkeiten, die Gold bietet. Aus diesem Verständnis heraus entstand der oben verlinkte und sehenswerte Dokumentarfilm «GOLD».
Unter Berücksichtigung aller Bedürfnisse aus den Bereichen Goldmarkt, Goldbergbau, Privatanleger und Goldbestände der Zentralbanken hat der WGC die gültigen Industriestandards für einen gewissenhaften und konfliktfreien Goldabbau entwickelt. Dazu gehören unter anderem die «Responsible Gold Mining Principles» (RGMPs). Dabei handelt es sich um ein Rahmenwerk, das die Grundsätze des Goldabbaus festlegt und dabei die Erwartungen von Verbrauchern, Investoren und einer nachgelagerten Lieferkette beachtet. Im Jahr 2012 wurde zudem der «Conflict-Free Gold Standard» (konfliktfreier Goldstandard) eingeführt, der mögliche Verknüpfungen zwischen dem Edelmetall und bewaffneten Konflikten bekämpft. Hierzu setzt der WGC die oben beschriebenen Due-Diligence-Leitlinien der OECD zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten aus Konflikt- und Hochrisikogebieten um.
Fazit: Sind Kunden bereit mehr für Gold mit "Öko-Siegel" zu zahlen?
Nachhaltiges und fair produziertes Gold ist ein wichtiges Thema für Verbraucher, das sowohl in der Schmuckherstellung wie beim Kauf von Bullionprodukten angekommen ist. Laut Aussage der Edelmetallfachhändler vertrauen die meisten Kunden den Herstellern mit LBMA-Zertifikat. Daneben werden ebenfalls Goldprodukte aus anderen nachhaltigen Programmen nachgefragt. Dabei seien die Mehrkosten für Fairtrade-Gold und Co. nicht wirklich ein Thema. Denn wer nachhaltiges Gold kaufen möchte und speziell danach fragt, ist bereits gut informiert und kalkuliert die Aufpreise. Problematisch sei eher das teilweise eingeschränkte Angebot von Fairtrade Gold und die schleppende Verfügbarkeit. Kunden, die jedoch grössere Mengen Gold kaufen möchten, scheuen dagegen oft die Aufpreise und greifen eher zu sehr guten Produkten mit LBMA-Zertifikat. Hier profitieren Fachhändler, die ihrer Kundschaft beides bieten oder entsprechend beschaffen können.
Nachhaltig zertifiziertes Gold in der Übersicht
- Überwachungsinstanzen wie die London Bullion Market Association (LBMA) und der World Gold Council (WGC) setzen sich weltweit für eine nachhaltige Goldproduktion und einen fairen Goldhandel ein.
- Zur Umsetzung ihrer Ziele und Aufgaben haben die Organisationen die gültigen Standards für den verantwortungsbewussten Goldabbau und konfliktfreie Lieferketten entwickelt.
- Die LBMA-zertifizierten Good Delivery Barren werden weltweit gehandelt und geniessen hohes Ansehen bei Edelmetallfachhändlern und Endkunden.
- Um kleingewerbliche Goldbergbauern zu unterstützen, wurden Zertifikate wie Fairtrade Gold oder Green Gold ins Leben gerufen.
- Nur Unternehmen, die sich an die strengen Auflagen bezüglich Umweltschutz und Arbeitsbedingungen halten, dürfen die begehrte Öko-Siegel nutzen.
- Verbraucher, die Goldbarren oder Goldmünzen kaufen möchten, haben im gut sortierten Edelmetallfachhandel die Auswahl zwischen Produkten von LBMA-zertifizierten Herstellern sowie anderen Konzepten.
- Generell müssen Endkunden beim Kauf von Fairtrade Gold mit höheren Aufpreisen rechnen.
- Bei der jährlichen Goldproduktion nimmt das Recycling von Altgold eine entscheidende Rolle ein. Es überzeugt insbesondere durch einen wesentlich geringeren Ressourceneinsatz als der Goldbergbau.